exkurs: zugfahren in indien










da wir jetzt
bereits einige zugfahrten hinter uns haben, haben wir doch ein bisschen zu
erzählen. schliesslich haben wir jetzt doch ein paar der verschiedenen
kategorien ausprobiert. aber alle bisher in der kategorie liegewagen, einen zug
mit sog. chairs hatten wir noch nicht, die verkehren nur auf einigen wenigen
strecken. indien ist ein grosses land, und die züge legen oft weite strecken
zurück, von start- zu endbahnhof können auch mal tage vergehen. da ist es nur
logisch, dass die waggons keine definierten sitze haben, sondern breitere bänke
mit 3 sitznummern. es gibt nischen mit jeweils 6 plätzen, immer 3 pro seite.
auf der anderen seite des gangs sind dann immer noch 2 sitze in einer kleinen
nische. davon dann viele in einem waggon. tagsüber sitzen theoretisch 3 leute
auf der untersten bank, die mittlere wird hochgeklappt, die oberste bleibt. da
könnte man das gepäck verstauen, wenn da nicht immer noch jemand liegen würde.
gepäck also irgendwie unter die sitze gestopft. was die kategorien angeht, so
gibt es sleeper, AC 3-tier, AC 2-tier, AC 1-tier. daneben noch second class bzw.
general. in general landet man, wenn man nicht mehr reservieren konnte, so wie wir
am endbahnhof des toy-train in mettupalayam, wenn man weiter will nach
coimbatore. zum glück war es nur 50 min fahrtzeit. auf eine bank kamen 3-4
leute (war nicht ganz so voll), und ein inder war nicht begeistert von unserem
gepäck in der ablage oberhalb, weil er da schlafen wollte und die andere ablage
bereits besetzt war. gemütlich. sleeper ist wie oben beschrieben, mit fenstern
zum öffnen. AC ist air condition, da kann man die fenster nicht öffnen, und
wenn dann noch der ventilator extra an ist, kann es kalt werden. AC 3-tier ist quasi
sleeper mit AC, 2-tier hat nur 2 liegen übereinander und ausserdem vorhänge
(ein bisschen privatsphäre ist in indien doch manchmal ganz nett, und die kalte
aircondition kann man auch abhalten). 1-tier sind 4 betten, je 2 übereinander
in einem abteil mit tür. von der ausstattung her gibt es sonst nicht viel
unterschied, auch die 1. klasse hat die gleichen mit kunstleder überzogenen
dünnen gepolsterten bänke, nur vielleicht eine spur breiter. bis auf AC 3-tier
haben wir die liegeklassen durch. sleeper hatten wir tagsüber von margao/goa
nach hospet (hampi), AC 2-tier über nacht von hospet nach bangalore, dann
morgens umsteigen in 1.klasse nach mysore. wovon abzuraten ist, ist eine fahrt
mit einem unreserved ticket. bis mysore hatten wir nämlich zuhause bereits alle
zugfahrten reserviert, weiter nicht, da wir uns nicht zu sehr zeitlich
festschreiben wollten. mit dem ergebnis, dass unsere reise von ooty nach kerala
nicht nur fast 2 tage dauerte, sondern auch etwas nervig war. der anfang war ja
noch nett. für den toy train (übrigens seit 2005 auch ein weltkulturerbe)
konnten wir in ooty am bahnhof 2 tage vorher noch plätze reservieren. 

weiterführende züge leider nicht, warum auch immer. der zug fährt 1x täglich um
14 uhr von ooty nach mettupalayam und braucht für die strecke dreieinhalb
stunden. es war verdammt eng, 5 leute waren auf einer bank vorgesehen, kaum
platz für gepäck. was nicht unter die schmalen bänke passt, nimmt den eh schon
knappen fussraum weg. wir waren im endeffekt 7 leute im abteil, aber alle mit
grossem gepäck, ständig haben wir taschen und beine wieder neu arrangiert. aber
unsere abteilmitfahrer waren alle sehr nett, wir hatten ziemlich spass, und die
szenerie draussen war atemberaubend. vom endbahnhof mettupalayam gab es erst 2
stunden später einen weiterführenden zug, mit dem wir second class/general bis
coimbatore gefahren sind (s.o.). dann hatten wir die wahl zwischen unreserved
second class im nachtzug nach alleppey (alappuzha), abfahrt 0:30, ankunft
irgendwann vor 6 uhr morgens, oder morgens um 8 ebenso unreserved nach kottayam
mit weiterfahrt im bus (1 ¼ stunden) nach alleppey. nach einer stunde warten am
bahnhof inmitten unmengen inder, davon grosse gruppen schwarzgewandete männer, haben
wir uns doch ein zimmer gesucht und haben am nächsten morgen um 7 ein
unreserved sleeper gekauft. war vermutlich die bessere entscheidung, aber nur
knapp. wer konnte auch wissen, dass der ganze zug mit schwarzgewandeten
überquillt.wie sich an unserem ziel herausstellte, als die massen
schwarzgewandeter mit uns aus dem zug und bahnhof quollen, waren es pilger zu
einem nahe kottayam gelegenen tempel. aber zuerst haben wir uns beim ersten
sleeper-waggon angefangen durch die vielen sleeper gekämpft. so ein zug ist
verdammt lang, wenn man den trolley mangels platz hindurchtragen und sich
selbst mit hindurchkämpfen muss. wir wissen jetzt auch, dass zwischen sleeper
und AC die zugküche liegt und dort wirklich über offenem feuer gekocht wird. nach
etwa einer stunde suche haben wir im allerletzten waggon dann doch noch 2
sitzplätze gefunden. der conductor ließ sich auch auftreiben und wir konnten
auf AC aufzahlen. die restlichen knapp 6 stunden fahrt haben wir dann
einigermassen komfortabel im kühlschrank 😉 verbracht. was lernen wir daraus:
fahre in indien nur dann zug, wenn du fest reservierte sitzplätze hast.

ergänzung:

und dann sind wir erst wieder
ohne feste sitzplätze gefahren. reserviert hatten wir schon, das reservation
center in alleppey war super und der typ echt hilfreich bei der suche nach der
passenden verbindung. nur leider war nur noch warteliste zu haben, immerhin
waren wir platz 2 und 3 auf der warteliste. beim einsteigen in alleppey also
wie instruiert hin zum typen mit dem klemmbrett, der hat uns dann 2 freie
plätze gezeigt, unser ticket und seine liste abgehakelt, und alles war ok.
naja, für die beiden alten leutchen, zu denen wir gesetzt wurden, nicht so
ganz. zumindest er hatte anfangs seine probleme, hatte er doch alle 6
sitzplätze der nische für sich, seine frau und das gepäck beansprucht. und er
konnte keine 2 minuten stillsitzen. ständig sprang er auf, hat ein gepäckstück
verlagert. setzte sich auf einen anderen platz. sprang wieder auf. suchte was.
ständig über unsere oder auf meine füsse. gestikulierte mich auf die
gegenüberliegende bank, richtete umständlich einen liegeplatz für sich. schlief
ganze 5 minuten, dann ging das ganze von vorne los. zwischendurch scheuchte er
den zuständigen für die decken durch die gegend, die decken, kissen, leintücher
umräumen. die beiden waren sich nichts schuldig in ihrer umständlichkeit. im
nachhinein ist es zum schmunzeln. als er mal wieder für ein paar minuten weg
war, suchte seine frau das gespräch. ich hab sie nicht verstanden. nach
mehreren erfolglosen versuchen haben wir dann festgestellt, dass sie zwar
eigentlich normalerweise tamil spricht, mich aber anscheinend doch mit ihren
paar englischkenntnissen angesprochen hatte, wir aber das ganze aufgrund ihres
akzents nicht als englisch erkannt hatten. die beiden leutchen saßen bereits
seit 2 tagen im zug, also eigentlich seit dem start in gujarat. und sie fuhren
gleich weit wie wir. er ist dann auch ein bisschen aufgetaut und hat uns
versucht zu erklären, wie wir weiterkommen. auf das meiste waren wir
vorbereitet. wir wussten, dass wir in nagercoil aussteigen müssen und dann mit
einem anderen zug oder bus noch die restlichen 18km nach kanyakumari
zurücklegen müssen. zum glück hat der typ so einen stress gemacht mit deuten,
wir sollen unser gepäck runterholen und so, denn wir hätten den bahnhof nicht
als solchen erkannt und ausserdem noch mit einer weiteren halben stunde fahrt
gerechnet. wir waren schliesslich in einem expresszug, der nur in wenigen
grossen bahnhöfen hielt. und wie sich herausstellte, in nagercoil town. dazu
muss man vielleicht vorausschicken, dass die grossen bahnhöfe zumeist eine
junction, also eine bahnstreckenkreuzung, oder ein terminus, ein endbahnhof,
sind. wir sind auch mit anderen expresszügen an bahnstationen mit der
bezeichnung stadtname+town vorbeigefahren, gehalten haben sie aber immer in
stadtname+junction. nicht so hier. es gibt nämlich eine bahnstation nagercoil
junction, dort hielt der überregionale, nur 1x/woche verkehrende expresszug
jedoch nicht, sondern bei nagercoil town. und das war ein betonwartehäuschen
mit einem nur auch etwa 10m länge gepflasterten, nicht erhöhten bahnsteig. man
musste also sich und das gepäck 1m tiefer befördern. wir haben aus dem fenster
gesehen, nur grün und braun gesehen, gedacht, der zug legt mal wieder einen
seiner stops auf freier strecke ein und uns gewundert, warum der alte mann so
stresst. war dann doch der bahnhof. und da standen wir nun mit vielen anderen
reisenden und nur wenigen rikschas. und doch hatten wir innerhalb weniger
minuten und der übersetzungshilfe eines besser englisch sprechenden ein taxi
nach kanyakumari. und matthias hatte endlich seine fahrt in einem ambassador J

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