Plečniks Ljubljana – Die Kulturachse

Von Norden nach Süden aus dem Herzen der Altstadt in die Vorstadt, das ist die Landachse der Unesco Weltkulturerbestätte. In der Ausstellung im Stadtmuseum wurde sie auch als Kulturachse bezeichnet, unter diesem Namen läuft sie auch hier zur Unterscheidung mit der anderen Landachse vom Burgberg zum Tivoli Park. Beginnend mit dem Platz des Kongresses und dem Zvezda Park verläuft diese Achse entlang der Vegova ulica Richtung Süden. Vorbei am wohl ikonischsten aller von Plečnik gebauten Gebäude, der Nationalbibliothek und seinem Alterswerk, dem Kulturzentrum Križanke. Nach einem kleinen Abstecher zur römischen Mauer in Mirje endet diese Achse dann nahe bei seinem eigenen Wohnhaus mit der Trnovo Brücke.

Die Kulturachse in der Ausstellung im Stadtmuseum. Wir haben zwischen Križanke und Trnovo Brücke noch einen kleinen Schlenker zur südlichen römischen Mauer gemacht.

Kongresni trg – Platz des Kongresses

Planung 1926, Ausführung 1927-32

Der Platz wurde 1821 während des Kongresses der Heiligen Allianz für Paraden zu Ehren Kaiser Franz I. angelegt. Daher auch der Name. Der Platz blieb auch weiterhin ein wichtiger Ort für Veranstaltungen aller Art, bis hin zu Sport. Lange Jahre war hier ein Parkplatz, bis eine unterirdische Garage gebaut wurde und der Platz 2011 wieder nach den alten Plänen Plecniks rekonstruiert wurde.

Vom Burgberg herab auf den Kongresni trg gesehen, kann man ganz gut erkennen, wie die Pflasterung auf die Fassade der Ursulinenkirche abgestimmt ist. Rechts die großen Bäume gehören zum direkt am oder auf dem Platz gelegenen Zvezda Park. Gegenüber der Kirche bildet die alte Philharmonie den Abschluss und das Bindeglied zum Fluss. Plečniks wellenförmige Fassade ist gerade noch hinter den hohen Pappeln zu erahnen. Auch hier kein Zufall: 6 Säulen an der Kirchenfassade, 6 Wellenkämme an der flussseitigen Fassade der Philharmonie, 6 Pappeln.
Die Dreifaltigkeitssäule wurde 1927 hierher versetzt und genau auf den Eingang der Ursulinenkiche ausgerichtet. Die nicht in der gleichen Achse stehende Reihe Lampen markiert die Platzmitte. Die Eingangssituation der Kirche wurde durch Plečnik mit einer Treppenanlage neu gestaltet. Die im Zuge der Umgestaltung entfernten Stufen wurden bei der neuen Eingangssituation der Kirche St. Florian wiederverwendet (siehe Landachse). Plečnik entwarf außerdem einige Ausstattungsgegenstände und einen Kapellenaltar für das Kircheninnere.

Zvezda Park

Planung 1928, Ausführung 1929-40

Der Park entstand an der Stelle eines Kapuzinerklosters, das 1817 abgebrochen wurde. Nach dem Kongress der Heiligen Allianz 1821 wurden im nördlichen Bereich des großen Paradeplatzes Akazienbäume gepflanzt und ein Park angelegt. Die Akazien wurden 1860 durch Kastanien ersetzt. Plečnik entwarf ein Wegenetz mit zwei Diagonalen durch den Park, die er später mit den Theaterstufen und der Gerbertreppe achsial Richtung Fluss verlängerte. Außerdem entstanden weitere Stücke für den Park wie ein nie mit Instrumenten befülltes Wetterhäuschen, ein Brunnen und ein Musikpavillon. Die zunächst durch Proteste der Bevölkerung erhaltenen Kastanien wurden 1940 abgeholzt und während der Kriegsjahre wurden vor allem Kartoffeln und Soja auf der Fläche angebaut. Nach dem Krieg konnten dann die von Plečnik ursprünglich geplanten Platanen umgesetzt werden.

Die Zentralachse. Rechts ist der Brunnen zu erkennen, der an der Stelle des Klosterbrunnens wieder errichtet wurde.
Die Richtung Gerbertreppe verbindende Diagonale. Der Musikpavillon wurde 2011 beim Bau der Tiefgarage vom oberen an das untere Ende versetzt. Die Pylonen grenzen den Park mit seinen Sandwegen zum gepflasterten Platz ab.

Vegova ulica – Vegagasse

1929-42

Bereits in den Wiederaufbauplänen nach dem Erdbeben 1895 sollte zwischen dem Flussufer und der Hauptstraße Slovenska cesta eine weitere parallele wichtige Straßenverbindung entstehen. Statt der ursprünglich angedachten Gosposka ulica mit barocken Palais wurde es dann jedoch nach Plečniks Planungen die auf dem verfüllten Stadtgraben entlangführende Vegova ulica. 1929 wurde Plečnik angefragt, ein Denkmal für die Illyrischen Provinzen zu entwerfen. Im Zuge dessen regulierte und gestaltete er große Bereiche des Straßenzugs. Die Reste der römischen Mauer wurden zunächst renoviert und zu einer erhöhten Terrasse mit Sitzbänken und Palmenkübeln umgestaltet. Nur um wenige Jahre später abgebrochen und in anderer Form wieder zu erhöhten Terrassen arrangiert zu werden. 1932, mit der nicht erhaltenen Umgestaltung der Fassade der Kammer für Musik, entstanden Stelen mit Büsten wichtiger slowenischer Musiker. Die Stelen und weitere Elemente der Parkgestaltung sind von anderer Stelle wiederverwendet.

Ein von Plečnik gestalteter Hauszugang an einem älteren Haus in direkter Nachbarschaft zur Bibliothek.
Anstelle der Reste der römischen Mauer entstand direkt vor der Bibliothek eine erhöhte Platform mit Sitzbänken. Die Stelen mit Büsten dreier slawischer Literaten wurden anscheinend erst 1961, also nach Plečniks Tod, errichtet.
Den Abschluss der erhöhten Platform bildet das 1937 errichtete Denkmal für den Dichter Simon Gregorcic mit Baldachin.

Napoleonov Steber – Napoleonsäule aka Denkmal für die Illyrischen Provinzen

1929

Das Denkmal in Form einer Stele wurde zum 120-jährigen Jubiläum, an dem Frankreich unter Napoleon die Illyrischen Provinzen von Kärnten bis Dubrovnik mit Ljubljana als Hauptstadt errichtet hatte, von Plečnik gestaltet und steht auf dem Platz der Französischen Revolution.

NUK – Narodna in Univerzitetna Knjiznica – National- und Universitätsbibliothek

1930-41, Baubeginn 1936

Auf der Brache des erdbebenzerstörten Landhauses bzw. Fürstenhofes errichtet, nachdem die Pläne für einen großen Universitätskomplex in Tivoli zu hoch gegriffen und aufgegeben worden waren. Die Baugeschichte ist ein bisschen komplexer und langwieriger, ich erspare sie euch. Führungen leider nur in den Sommermonaten.

Fassade entlang der Vegova ulica. Hinter dem mehrgeschossigen Fenster liegt der bis zur gegenüberliegenden Fassade durchgesteckte Lesesaal.
Englische Erkerfenster und die mit Naturstein unterbrochene Ziegelmauerung prägen die Fassade. Es wurden neben römischen Mauerbrocken auch Steine des vorher hier stehenden und erdbebenzerstörten Landhauses verwendet.

Die Treppenhalle und den Lesesaal hätten wir gerne in natura gesehen, nicht nur auf Fotos. War diesmal leider nicht möglich.

Križanke

1952-56

Die erhaltenen Gebäude der Niederlassung des Deutschen Ordens wurden nach dem 2. Weltkrieg in ein Veranstaltungszentrum adaptiert. Der Name Križanke leitet sich von križniki = Kreuzritter, der slowenischen Bezeichnung für die Deutschordensritter ab (Danke, Wikipedia). Die Kommende Laibach des Deutschen Ordens bestand seit dem Mittelalter bis zur Etablierung der Illyrischen Provinzen durch die Franzosen. Nach dem Erdbeben 1511 wurden die beschädigten Gebäude sukzessive wieder aufgebaut und sind eines der wenigen erhaltenen Beispiele für Renaissance in Ljubljana. Die Kirche mit kreuzförmigem Grundriss ist Barock und wurde 1714-15 vom venezianischen Baumeister Domenico Rossi erbaut. Jože Plečnik wurde ursprünglich beauftragt, eine Kunstgewerbeschule in den Gebäuden zu gestalten. 1955 wurde der Komplex als Kulturzentrum eingeweiht und nach dem Tode Plečniks um eine Freiluftarena für das Ljubljana Festival erweitert.

Der ursprüngliche Eingang zum Kloster. Plečnik gestaltete die Mauern als Fassaden und brach Fenster ein.
Der Innenhof sollte ursprünglich Theateraufführungen dienen, war aber nicht optimal. Weshalb in den 1960er Jahren im Garten hinter dem Trakt geradeaus eine Freiluftarena mit textiler Bedachung gestaltet wurde. Das Restaurant links gehörte bereits zum ursprünglichen Konzept.
Restaurant mit Fassadengestaltung von Plečnik.
Die Freiluftarena mit neuer Überdachung.

Emonska

Grünanlage zwischen Križanke und Emonska cesta.

Nebeneingang zu Križanke an der Zoisova ulica.

Rimski Zid – Die römische Mauer

1928/38, 1953

Vom 1. bis frühen 6. Jahrhundert befand sich im Stadtgebiet von Ljubljana eine strategische römische Siedlung. Diese Siedlung namens Emona hatte einen rechteckigen Grundriss und war ummauert. Die entlang des Straßenzugs Mirje verlaufende Mauer im südlichen Abschnitt war und ist am besten erhalten und wurde nach ersten archäologischen Untersuchungen und Rekonstruktionen 1913 ab 1928 von Jože Plečnik renoviert und um einige Elemente ergänzt. Neben einem Lapidarium ist vor allem die Pyramide mit Durchgang die auffälligste Ergänzung. Grund der Intervention war die von Anrainern geforderte Durchwegung der Römischen Mauer mit besserer Erreichbarkeit des Bereichs südlich der Mauer. Nebenbei wurde ein „archäologischer“ Park angelegt, in der Grünanlage wurden bei Grabungsarbeiten gefundene Sarkophage und Säulenfragmente installiert.

Die Pyramide aus Betonblöcken war anfänglich mit Gras gedeckt.
Der durch die Pyramide markierte neue Durchgang durch die römische Mauer.
Der ehemalige Hauptzugang zum historischen Emona wurde mit 8 antiken Säulen markiert, von denen noch 7 erhalten sind.

Trnovski Most – Trnovo Brücke

1931/32

Die Brücke bildet durch ihre Breite genau vor der Kirche einen Platz aus. Es wurden sogar Bäume auf der Brücke gepflanzt.

In unmittelbarer Nähe zur Trnovo Brücke befindet sich das Wohnhaus Jože Plečniks. Dazu gibt es hier einen eigenen Beitrag.

So, ich glaube es reicht jetzt langsam mal mit Jože Plečnik. Ist dann doch einiges zusammengekommen. Quelle für die einzelnen Stationen aller 3 Achsen war, wenn nicht anders angegeben, überwiegend das Buch: Hrausky, Andrej: Plečnik´s Architecture in Ljubljana, 2nd amended Edition, Ljubljana 2022, ISBN: 9789619564011

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner