Montagsspaziergang in Wien

Am ersten Aprilwochenende war ich nochmal in Wien. Diesmal zum Schneidereimarkt. Den Montag hatte ich mir auch noch freigenommen, so dass noch genug Zeit zum Herumstreifen blieb, bevor ich am frühen Abend wieder zurück nach Graz gefahren bin. Bis zum Frühstück im Café Propeller hat mich Constanze noch begleitet, bevor sie wieder zurück zur Wohnung ging und ich alleine weiterspazierte. Zunächst mit zwei konkreten Zielen, ließ ich mich dann eher treiben.

Auch diesmal gibt es wieder einen Plan mit dem Weg. Wie man sieht, bin ich mäandert. Immer wenn ich irgendwo in einer Gasse etwas gesehen habe, das interessant schien, habe ich die Route etwas adaptiert. Der Weg ist das Ziel und so 🙂
Fenstererker in der Schlossgasse. Mit Guckloch unten, damit man sehen kann, wer vor der Haustür steht.
Das Gebäude wurde 1912/13 für eine Möbelfirma erbaut, die dort etwa ein Jahrhundert ihren Sitz hatte. Der gleiche Architekt mischte auch am nicht weit entfernten ehemaligen Textilfabrikgebäude mit, in dem die Wohnung des Freundes liegt, in der wir wieder unterkommen durften.
Gelb ist Kult! Zumindest in der Auslage eines Buchladens in der Margaretenstraße.
Eingang zu einem Reisebüro.
Ich hatte an dem Tag außer dem Frühstück nur 2 Fixpunkte. Einer war Laden/Werkstatt von Feine Dinge.
Es gibt ein Museum zu „Der dritte Mann“. Ich wusste es nicht, bin aber zufällig dran vorbeigekommen. Das Museum in der Preßgasse ist allerdings derzeit Baustelle.
Kurzer Abstecher quer über den Naschmarkt. Diese Art Geländer ist übrigens an vielen Stellen in Wien zu sehen und gehört zum Gesamtgestaltungspaket von Otto Wagner für die Stadtbahn um 1895. Das Geländer mit der Sonnen(blumen)rosette ist aber auch an anderen Stellen anzutreffen, so auch hier am Naschmarkt. Ursprünglich waren die Geländer anscheinend Beige gestrichen, das nun damit verbundene Resedagrün kam erst in den 1950er Jahren auf. Dieses Geländer war und ist das verbreitetste, später verwendete Otto Wagner auch offensichtlichere Jugendstilformen wie etwa den stilisierten Lorbeerkranz (z.B. am Donaukanal). Quellenangabe kann ich keine dazu liefern, denn ich habe mir leider den Namen des Buches mit interessanten Wien-Details nicht gemerkt, in das ich Anfang März bei einem Besuch bei meinem ehemaligen Chef hineinschmökern durfte. Da mich solche Sachen immer interessieren, blieb natürlich genau das hängen und lasse ich euch jetzt natürlich an meinem neu erworbenen Wissen teilhaben 😉
Ikonischer Jugendstilbau Ecke Linke Wienzeile und Köstlergasse von Otto Wagner. Mit goldenen Ornamenten von Koloman Moser. Jože Plečnik (ja, der, der Ljubljana seinen Stempel aufdrückte) hat wohl auch bei dem einen oder anderen Detail mitgemischt. Die Köstlergasse hinauf zur Gumpendorfer Straße gab es auch das eine oder andere interessante Portal mit Jugendstilornamentik.
Die Gumpendorfer Straße überquert und die Fillgrader Gasse weiter hügelan. Allerdings nicht den direkten Weg.
Denn in der Biegung der Gasse diese Stiegenanlage entdeckt. Die Fillgraderstiege, Jugendstil, 1905-1907 errichtet, war den kleinen Schlenker wert.
Ein kleines Stück die Mahü, die Mariahilfer Straße, entlang.
Über die Stiftgasse weiter nach Norden. Der Lieblingsplatz sieht auch aufgegeben aus.
Siebensterngasse. Zu dem Gebäude am linken Bildrand, das mit dem orangen Steiger davor, wollte ich hin. Denn da befindet sich der Finnshop, mein Fixpunkt 2 an diesem Tag.
So, alles erledigt, ab jetzt lasse ich mich treiben. Noch ein bisschen die Siebensterngasse entlang. Das Schaufenster eines Goldschmiedebedarfs.
Die Gassen am Spittelberg sind alle hübsch. Ich gehe die Sigmundsgasse hinunter noch ein bisschen weiter nach Norden.
Die Alte Bäckerei an der Ecke Burggasse/Sigmundsgasse hat auch schon bessere Tage gesehen. Als sie noch Weiss/Schwarz/Fein/Luxus-Bäckerei war. Die Spezialität Erdäpfelbrot hätte ich ja tatsächlich gerne mal probiert.
Kleiner Schlenker durch die Gardegasse.
Und über die Kirchberggasse wieder zurück zur Burggasse.
Ecke Burggasse und Breite Gasse das angeblich kleinste Haus von Wien. Sieht eher nach vor eine Fassade vorgesetzte Laube aus.
Museumsquartier. Niemand merkt den Unterschied. Doch, mir fällt sehr wohl auf, dass es da ein Damen WC und ein WC Mannschaft gibt.
Begrünungsversuche. Ich statte noch der Buchhandlung im Museumsquartier einen erfolgreichen Besuch ab.
Vom Museumsquartier…
… dann zwischen den Museen durch zu Heldenplatz und Burgtor. Durch das Burgtor und weiter …
… zur Hofburg. Durch die man einfach hindurch gehen kann und am Weg allerlei entdecken kann. Und auch fotografieren, dann aber leider nicht zeigen, denn leider, die Anzahl für die Fotos ist begrenzt und eh schon wieder weit jenseits.
Das denkmalgeschützte Portal von Adolf Loos aus dem Jahr 1912 am Kohlmarkt ist noch vorhanden, die Manzsche Buchhandlung nicht mehr. Seit Juni 2023 geschlossen.
Selbst die Würstel sind golden in dieser Stadt.
Zum Abschluss noch eine Runde um den Stephansdom.
Über die Kärtner Straße dann Richtung Oper und Ring.

Vom Opernring zurück zur Wohnung habe ich dann den Bus genommen. Von Wien nach Graz später dann auch, denn die Bahnstrecke über den Semmering wird gerade saniert. Um eine Busfahrt wäre ich also wegen Schienenersatzverkehr sowieso nicht herumgekommen, dann also lieber gleich eine ohne zweimal umsteigen.

Der Monatsspaziergang im April 2024 ist also ein Montagsspaziergang. Nichtsdestotrotz darf er am 3. Sonntag des Monats zum Monatsspaziergang bei Kristina Schaper, wo sich wieder eine bunte Vielfalt an Monatsspaziergängen sammelt. Schau doch auch vorbei. Bis zum nächsten Mal, es war mir wie immer eine Freude.

8 Kommentare zu „Montagsspaziergang in Wien“

  1. Was für ein schöner Spaziergang durch Wien. So viele tolle alte Läden mit diesen herrlichen alten Schildern. Schade das so eine Bäckerei geschlossen ist …
    Und sehr schöne Jugendstil Gebäude und Elemente … da komme ich richtig ins Schwärmen.
    Danke dir für die schönen Bilder und herzliche Grüße
    Sabine

    1. Die Bäckerei dürfte es schon länger nicht mehr geben, die sah nicht mehr gut aus. Jugendstil dafür zuhauf, gerade um die Wienzeile herum. Wien und die Secession, da gibt es viel Material 😊
      Liebe Grüße, heike

  2. Da hab ich mich gefreut, ganz viel wiederzusehen! Schöne Kontraste hast du entdeckt und eingefangen. Es gibt also auch Mischungen aus Tortenzeit, fünfziger Jahr und heute. In der Nähe von Naschmarkt und Dritte-Mann-Museum hab ich mal bei Bloggerin Mamimade gewohnt…
    GLG
    Astrid

    1. Susanne Mamimade habe ich an dem Wochenende auch kennengelernt, sehr nett war’s 😊 Und ich habe festgestellt, nach Wien sollte man öfter fahren 😊
      Liebe Grüße, heike

  3. so schade, dass alteingesessene läden wie diese herrliche bäckerei oder der buchladen geschlossen haben – und anscheinend auch für immer. ansonsten wie gewohnt total spannende eindrücke, jenseits von den üblichen tourifotos. danke, es hat spaß gemacht, sie alle anzuschauen. jetzt scrolle ich nochmal hoch und runter und finde mein lieblingsfoto. liebe grüße von mano
    PS: das filmcasino hat gewonnen! tolle schriften – davon würde ich mir ein foto an die wand hängen. zweiter liebling ist das zitronenschaufenster und gleich danach die sonnenblumenrosetten und die fillgraderstiege (alt und neu perfext gemixt!).

    1. An Schriften gab es einiges zu sehen in Wien. Alle habe ich gar nicht gezeigt, da die Fotos nicht so besonders waren. Und ich bin positiv beeindruckt, wie viele individuelle Läden es in Wien noch gibt, abseits des touristischen Zentrums. Auch wenn natürlich auch dort der Schwund vorhanden ist. Das Filmcasino hat mich auch angesprochen 😊
      Liebe Grüße, heike

  4. Noch mehr wunderbare Eindrücke! Und genau wie Mano überlege ich, welches das Lieblingsfoto ist. ich liebe auch die Jugendstil Impressionen. Den Spion unter dem Erker 😉, die Straßenkunst Figur mit der riesigen Pflanze, die Straßenkunst chillige Dame in der Gardestraße mag ich besonders. Ich habe schon so einige „winzige Häuser“ gesehen, aber hier ist es ja wirklich nur eine Türbreite.
    Dein mäandern durch Wien ist wunderbar gewesen.
    Danke fürs Mitnehmen
    Liebe Grüße
    Nina

    1. In die Gardegasse bin ich auch nur wegen der Dame abgebogen. Und schon gab es wieder so viel mehr zu entdecken. Dieses mäandern hat richtig Spaß gemacht. Sollte ich öfter mal tun 🙂
      Liebe Grüße, heike

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