Wie bereits erwähnt waren wir Anfang Februar in Ljubljana. Nicht zum ersten Mal und ganz sicher auch nicht zum letzten Mal. Der Freitag abend wurde mit einem Konzertbesuch verbracht, der Samstag mit kreativem Kulturprogramm und schlendern durch die Innenstadt tagsüber und auch nachts auf der Suche nach Kunstinstallationen. Am Sonntag haben wir uns dann die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges am Nachmittag mit einem Museumsbesuch und weiterem Schlendern und Schauen vertrieben.
Wir einigten uns auf den Besuch der Moderna Galerija, also des Museums für Moderne Kunst. Dieses Museum ist am Rande der Innenstadt direkt beim Tivoli Park gelegen. Da in Ljubljana die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nicht allzu weit auseinander liegen, kann man überall hin und somit auch zur Moderna recht gut zu Fuß gehen. Und kommt am Weg auch noch an allerlei interessanten Gebäuden und dergleichen vorbei.
Wie dem Nebotičnik. Der Name ist Programm, bedeutet Nebotičnik doch Wolkenkratzer. 1931-33 erbaut, enthält der Komplex heute wie damals Einkaufsgalerien in den beiden unteren Geschossen und Büros in den oberen Geschossen. Die oberen Geschosse des mit knapp über 70m als Hochhaus erhöhten Eckteils des Komplexes sind Wohngeschosse. Bis auf die obersten beiden und den gläsernen Laternenaufbau. Da befinden sich nämlich ein Restaurant und eine Bar. Die Bar hat außerdem eine Dachterrasse und bietet 360°-Rundumblick. Wie toll der gerade bei Sonnenuntergang ist, konnten wir uns Ende Oktober 2022 bereits selbst davon überzeugen. Geplant wurde der Komplex von Vladimir Šubic für die Pensionsanstalt. Die 4m hohe Frauenfigur an der Fassade ist von Lojze Dolinar.Diesmal sind wir nicht zur Bar hinauf gefahren, sondern haben nur dem Freund, der das Gebäude noch nicht kannte, die Eingangshalle gezeigt. Ausgekleidet mit Marmor vom Karst und mit 4 Köpfen der Penaten von France Gorse versehen, römischen Schutzgeistern des Haushalts, wirkt die Lobby edel und düster zugleich.
Übrigens ist der Nebotičnik eines der erdbebensichersten Gebäude von Ljubljana. Beim Bau war das große Erdbeben von 1895 noch sehr präsent, so dass man sich bei Planung und Bau der neuesten japanischen Methoden zur Erdbebensicherheit bedient hat. Unter anderem ruht das Gebäude auf 18m tief in die Erde reichenden Pfeilern. Mehr Info zum Gebäude gibt es unter anderem bei Wikipedia.
Noch mehr antike Figuren, in diesem Fall Atlanten, die die Schwere des Bankwesens schultern… Und noch mehr interessante Fenstergitter und Fassadenplastik. Wenn ich es richtig entziffert habe, verbirgt sich hinter diesem Portal unter anderem das slowenische Finanzministerium. Auch wenn die Fensterrosette an eine Kirche erinnert, gibt es hier keine.
Gegenüber befindet sich die Oper mit dem Ballett, und direkt daneben die Slowenische Nationalgalerie. und der wiederum schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite ist dann auch unser Ziel, das Slowenische Museum für Moderne Kunst.
Das Gebäude wurde 1948 von Edvard Ravnikar, einem Schüler Jože Plečniks, erbaut. In diesem Frühwerk ist der Einfluss des Lehrers dann auch noch ganz gut erkennbar. Die Bronzeskulptur Manifestanti I ist von Drago Tršar (1959)Dann mal reinspaziert
Die Moderna Galerija MG ist das slowenische Nationalmuseum für Moderne Kunst. Seit 2011 gibt es in Metelkova eine Dependance, in der die Gegenwartskunst präsentiert wird, das Museum für Gegenwartskunst Metelkova MSUM. Dort waren wir bereits im Oktober 2022. In der Moderna galerija ist die nationale Sammlung slowenischer Kunst des 20. Jahrhunderts untergebracht. Gemälde, Skulpturen, Drucke und Zeichnungen sowie Sammlungen von Fotografien, Videos und elektronischen Medien, außerdem eine Sammlung von Werken aus dem ehemaligen Jugoslawien.
Gregorij Perušek: Simfonija ameriškega zahoda / Symphony of the American West (1927-28)Zum linken Bild habe ich keine Beschreibung gefunden; Mitte: Drago Hrvacki: Kompozicija XXII (1967); Rechts: Andrej Trobentar: Rabec I (1976)Jakob Savinšek: Protest I (1959)Das war der erste Raum, in dem ich etwas kannte. Denn von Neue Slowenische Kunst (NSK) und Laibach sowie IRWIN als Teil des NSK-Kollektivs hatte ich schon das eine oder andere gesehen und gehört. Wer mehr dazu wissen will, wird auf Wikipedia zu NSK fündig.Für die Ideensammlung. Eine Falttür, deren Flügel nicht breiter sind als die Leibung und deshalb nicht in den Raum hineinstehen. Gute Lösung.Der Bookshop ist klein, bietet aber neben einer interessanten Auswahl an Büchern (leider zumeist slowenisch, aber es gibt auch englische) auch ein paar interessante Kleinigkeiten. Es gab unter anderem mehrere bedruckte und danach noch bestickte Beuteltaschen.Wir gönnen uns jedenfalls erstmal einen Kaffee in der Kavarna Moderna, dem museumseigenen Café im Souterrain, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.Den Rückweg wählen wir so, dass wir am Trg republike, dem Platz der Republik, vorbeikommen. Der größte Platz Ljubljanas wurde 1960 angelegt. Und wieder begegnet uns Edvard Ravnikar. Er gewann 1960 den Wettbewerb für den Bau eines neuen politischen Zentrums Sloweniens und setzte die Planung über die folgenden 2 Jahrzehnte um. Die beiden Dreieckshochhäuser entstanden 1976. An das rechte angebaut befindet sich das große Kongress- und Kulturzentrum Cankarjev dom, 1977-82 erbaut.Spomenic revolucije, das Revolutionsdenkmal von Drago Tršar (1964-1975)Links hinter Bäumen ist die Oper und rechts das slowenische Parlament zu sehen. Letzteres wurde von 1954-59 nach Plänen von Vinko Glanz gebaut. Das Portal ist übrigens auch interessant und gab es bereits hier zu sehen (wie den Nebotičnik übrigens auch).Das Denkmal von Slavko Tihec (1982) ist dem slowenischen Dichter und politischen Aktivisten Ivan Cankar gewidmet. So wie auch der benachbarte Cankarjev dom nach ihm benannt ist.Die Eingangshalle des Cankarjev domAn den Wänden hängen beeindruckende Wandteppiche. Dieser gewebte Wandteppich ist von Jagoda Buic (1979)Immer wieder stolpert man in Ljubljana auf römische Reste. Auch beim Cankarjev dom gibt es ein Stück römische Mauer.Letzter Blick zurück. Es hat 6 Grad Aussentemperatur. Und wir begeben uns wieder zur Altstadt, um noch eine Kleinigkeit zu essen, unser Gepäck im Hotel zu holen und dann die Rückfahrt mit dem Zug anzutreten.
Ljubljana, wir sehen uns wieder.
2 Kommentare zu „Ein kultureller Sonntagvormittag in Ljubljana“
erneut sehr spannende eindrück von ljubljana! zwar sind die gebäude sehr monumental und die lobby des wolkenkratzers für mich ziemlich gruselig, aber ich mag architektur, die sich sehr von der unterscheidet, die ich normalerweise so kenne. imponiert hat mir die erdbebensicherheit.
besonders gut gefallen mir tatsächlich die arbeiten des NSK und das café sieht sehr ansprechend aus. die bedruckte beuteltasche ist klasse und ich kann mir vorstellen, sie als inspiration für eine eigene zu verwenden.
danke fürs mitnehmen!
liebe grüße von mano
Die Lobby des Wolkenkratzers ist sehr dunkel, das angrenzende Stiegenhaus zwar auch, aber mit den blaugrün glasierten Wandfliesen und roten Geländer und mit der Wendeltreppe durchaus ansprechend. In der Bar ganz oben gibt es eine kurze Wendeltreppe aus Holz. Leider sind mir damals keine besonders guten Bilder davon gelungen, deshalb gibt es auch keine zu sehen.
Das Café ist trotz Souterrain sehr angenehm und gemütlich, und auch gut von jungen Leuten frequentiert. Zu NSK haben wir bereits im Oktober 2022 im ethnographischen Museum eine sehr gute Sonderausstellung gesehen, der Raum in der MG ergänzte das ganz gut. Überhaupt war die Kunst im Museum sehr interessant. Hat man doch als sog. Westeuropäer gemeinhin nicht allzuviel Ahnung von der Kunst des ehemaligen Jugoslawien.
Die bedruckte und zusätzlich bestickte Beuteltasche gefiel mir auch sehr gut, weshalb ich auch alle Exemplare als Inspiration fotografiert habe 🙂
Liebe Grüße, heike
erneut sehr spannende eindrück von ljubljana! zwar sind die gebäude sehr monumental und die lobby des wolkenkratzers für mich ziemlich gruselig, aber ich mag architektur, die sich sehr von der unterscheidet, die ich normalerweise so kenne. imponiert hat mir die erdbebensicherheit.
besonders gut gefallen mir tatsächlich die arbeiten des NSK und das café sieht sehr ansprechend aus. die bedruckte beuteltasche ist klasse und ich kann mir vorstellen, sie als inspiration für eine eigene zu verwenden.
danke fürs mitnehmen!
liebe grüße von mano
Die Lobby des Wolkenkratzers ist sehr dunkel, das angrenzende Stiegenhaus zwar auch, aber mit den blaugrün glasierten Wandfliesen und roten Geländer und mit der Wendeltreppe durchaus ansprechend. In der Bar ganz oben gibt es eine kurze Wendeltreppe aus Holz. Leider sind mir damals keine besonders guten Bilder davon gelungen, deshalb gibt es auch keine zu sehen.
Das Café ist trotz Souterrain sehr angenehm und gemütlich, und auch gut von jungen Leuten frequentiert. Zu NSK haben wir bereits im Oktober 2022 im ethnographischen Museum eine sehr gute Sonderausstellung gesehen, der Raum in der MG ergänzte das ganz gut. Überhaupt war die Kunst im Museum sehr interessant. Hat man doch als sog. Westeuropäer gemeinhin nicht allzuviel Ahnung von der Kunst des ehemaligen Jugoslawien.
Die bedruckte und zusätzlich bestickte Beuteltasche gefiel mir auch sehr gut, weshalb ich auch alle Exemplare als Inspiration fotografiert habe 🙂
Liebe Grüße, heike