Plitvicer Seen, zumindest die unteren

Eines gleich vorneweg: Winnetou und Old Shatterhand haben wir nicht angetroffen. Dass die Plitvicer Seen neben einigen anderen Orten in Kroatien und weiteren Ländern des ehemaligen Jugoslawien in den 1960er Jahren Schauplätze bei mehreren Verfilmungen einiger Romane von Karl May waren, ist vermutlich auch nur noch bei mitteleuropäischen Menschen plus minus 10 Jahre meines Alters überhaupt ein Thema. Im Nationalpark Plitvicer Seen ist es keines. Muss es auch nicht sein, die natürlichen Gegebenheiten sprechen für sich und benötigen keine zweifelhafte Werbung als Drehort deutscher Western, um Besucher anzuziehen. Ganz im Gegenteil, ist der Nationalpark doch das ganze Jahr über gut besucht. Die Aufgabe ist eher, die natürlichen Elemente vor den Besuchermassen zu schützen und ihren Erhalt zu sichern.

Der Nationalpark Plitvicer Seen wurde 1949 gegründet und ist der älteste Nationalpark Kroatiens, wenn nicht gar Südosteuropas. Ziemlich genau 30 Jahre später wurde das Gebiet mit den Seen 1979 als eines der ersten Naturdenkmäler in die Unesco Welterbeliste aufgenommen. Die Lage und die Szenerie ist toll, keine Frage, aber was ist nun das Besondere an diesen Seen, das sie aus einer Ansammlung von Seen in bergiger Umgebung generell hervorhebt? Habe ich mich gefragt und ein bisschen nachgelesen. Mir fehlendes Fachwissen von anderen mit fundiertem Wissen bestens formuliert einfach abschreiben steht nicht dafür, also verweise ich gleich auf den wirklich sehr informativen Artikel zum Nationalpark Plitvicer Seen auf Wikipedia. Da sind die ganzen Zusammenhänge rund um die Entstehung und noch viel mehr sehr umfassend und gut verständlich aufbereitet. Mit meinen eigenen Worten ganz grob und sehr vereinfacht zusammengefasst: Die Plitvicer Seen sind in der Mitte Kroatiens unweit der Grenze zu Bosnien-Herzegowina im Dinarischen Karst gelegen. Es handelt sich um eine kaskadenartige Aneinanderreihung von derzeit 16 oberirdischen Seen mit beträchtlichem Höhenunterschied in der Fließrichtung von Süd nach Nord. Im Karstgebiet eher selten vorkommende oberirdische Fließgewässer vereinigen sich mit nur zeitweilig wasserführenden Bächen, zusätzlich werden die Seen durch unterirdische Karstzuflüsse gespeist. Die 12 oberen Seen liegen hauptsächlich in einer Zone von Dolomitgestein, während die 4 unteren Seen hauptsächlich von einer Zone von Kalkgestein umgeben sind. Die unteren Seen unterscheiden sich dann auch wesentlich von den flacher wirkenden oberen Seen, da sie sich canyonartig in das umgebende Gestein eingegraben haben. Wirklich bemerkenswert jedoch sind die Sedimentablagerungen aus Kalktuff bzw. Travertin zwischen den Seen, die aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstanden sind und regelrechte Wasserwannen gebildet haben. Dabei entstanden jedoch keine Stehgewässer, sondern ein komplexes zusammenhängendes Ökosystem. Das gesamtheitlich betrachtet werden sollte und auch wird und zu erhalten und zu schützen ist, bis hin zur Begleitung in seiner weiteren Entwicklung. Zum Prozess der Versinterung und auch weitere Informationen zu Natur- und Kulturerbe und Forschung sowie allgemeine Informationen findet man auch auf der offiziellen Webseite des Nationalparks Plitvicer Seen, auch in einer exzellenten deutschen Version.

Übersichtskarte des Gebiets. Auf den Nordpfeil achten, die Karte ist nicht genordet. Links unten im Eck eine (genordete) Karte mit der Lage des Nationalparks in Kroatien.

Mehr oder weniger am Weg zum Startpunkt unseres Segelurlaubs mit Freunden gelegen, sind wir also mit einem Tag Puffer für den Besuch der Plitviver Seen in den Urlaub gestartet. Haben gemütlich in der Nähe übernachtet und ein Zeitfenster am Vormittag für den Besuch gebucht. Zeitfenster reservieren bzw. wie wir die Karten vorab online kaufen ist generell anzuraten. Bei nahezu 1 Million Besucher jährlich kann man sich ausrechnen, wie viele Besucher täglich durchgeschleust werden. Auch der hohe Eintrittspreis von derzeit (2024) 40€ pro Person dämmt die Besucherzahlen nicht ein. Zum Schutz der Natur gibt es auch genaue Verhaltensregeln, die tunlichst einzuhalten sind. Wir hatten uns vorab eine der vorgeschlagenen Touren ausgesucht und unseren Zeitplan danach ausgerichtet. Nicht eingeplant hatten wir den spontanen Fieberanfall des Besten. Die nur für die vorangegangene Nacht gebuchte Unterkunft war ausgebucht, so dass er nicht im Zimmer bleiben konnte. Im Auto bleiben wollte er auch nicht, wenn er schon vor den Toren stand wollte er schon was sehen auch. Erschwerend kam hinzu, dass selbst im Nationalpark mit an und für sich gemäßigtem Gebirgsklima an diesem letzten Augusttag über 30 Grad Außentemperatur herrschten. Die setzten auch denjenigen ohne Fieber zu. Also haben wir eine kürzere Tour gewählt und er hat sich in den Fußwegpassagen sehr langsam fortbewegt. Und sich bei jeder Gelegenheit im Schatten ausgeruht. Es ging dann auch viel besser als befürchtet. Und er hatte recht mit seiner Einschätzung, dass es so schnell vorbei wäre wie es kam.

Ein erster Blick auf das untere, nördliche, Ende mit dem großen Wasserfall.
Und da begeben wir uns jetzt hin. Auch am Vormittag ist es bereits recht heiß, wir sind also froh über den Abstieg im Schatten.
Auf Niveau der unteren Seen angekommen, bewegt man sich auf Holzstegen zwischen den Seen und am Rand entlang fort.
Die Stufen zwischen den Seen sind zumeist bewachsen, das Wasser sucht sich seinen Weg zwischen den Pflanzen und über die Sinterbarrieren.
Blick nach Süden, Richtung oben. Die Stege verlaufen hier rechts im Schatten und fallen kaum auf.
Blick nach Norden, Richtung unteres Ende. Links ums Eck, da wo sich die vielen Menschen am Steg hinbewegen, da befindet sich der große Wasserfall.
Zur besseren Übersicht hier ein Schnitt durch die Seenkaskade. Von einer Übersichtstafel abfotografiert. Ganz rechts unten die 4 kleinen Unteren Seen. Weiter als bis zum ersten, großen der Oberen Seen, der mit der überspülten Barriere in der Mitte, sind wir nicht gekommen.
Das nördliche und somit untere Ende der Plitvicer Seen. Das Wasser fließt hier als Fluss Korana in einem Canyon weiter.
Veliki slap, der große Wasserfall. Wohl auch der größte Wasserfall Kroatiens. Sollte man momentan nicht gerade meinen. Der Fluss Plitvica stürzt sich hier über die Kante und vereinigt sich mit dem Wasser aus den Seen kurz danach zum Fluss Korana.
Das Wasser der Unteren Seen ist kristallklar und blitzt türkisblau.
Eine der Kaskaden zwischen zweien der unteren Seen. Mit den Stegen ist man wirklich nahe dabei.
Die Fische auch. Nahe dabei und neugierig.
Mein Lieblingsbild. Auch wenn ich den Fisch nicht benennen kann.
Das Moos auf den Sinterterrassen hat einen wesentlichen Anteil am Entstehen dieses Systems.
Nochmal ein Blick nach unten.
Eine Karstlandschaft ist auch geprägt durch Hohlräume und Höhlen. Diesen Durchstieg nach oben kann man bereits seit längerem nicht mehr begehen.
Weil es einfach gar so idyllisch ist 😉
Noch ein Blick nach oben, und wie beim Näherkommen bemerkt, zum oberen Ende der Unteren Seen.
Friedliches Raubtier am Wegesrand. Es hätte auch ein Braunbär oder ein Luchs sein können, die sind hier auch anzutreffen.
Die Ufer der Oberen Seen sind viel sanfter. Im Kozjak See durfte man bis 2006 noch Baden, inzwischen ist Baden aus Naturschutzgründen verboten.
Wir machen eine kleine Pinkelpause und stellen uns dann wie so viele andere bei den Booten an. Der See Kozjak wird auf voller Länge mit flachen Elektrobooten befahren. Sehr viel Tiefgang dürfen diese Boote auch gar nicht haben, liegt doch die vor wenigen hundert Jahren erst überspülte Oberkante der Travertinbarriere nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche.
An der anderen Anlegestelle könnte man auch Ruderboote ausleihen. Machen wir nicht, wir entscheiden uns stattdessen für Mittagessen in der kleinen Jausenstation mit schattigem Freibereich.
Und stärken uns so für den kurzen Anstieg durch den Wald zur Haltestelle der Bahn zurück Richtung Eingangsbereich.
Im Wald um die Haltestelle und auch dann am kurzen Fußweg von der Bahn zum Eingang/Ausgang 1 überall Horste von kleinen Zyklamen.
Die Bahn besteht aus von einem Truck gezogenen Wägen, erleichtert den langen Rückweg entlang der Höhenkante durch den Wald vor allem bei der Hitze jedoch sehr.
Das letzte Stück ist sowieso noch zu Fuß zurückzulegen.
Und bietet nochmal letzte Ausblicke über die Unteren Seen.
Einem Braunbären sind wir dann ganz am Ende auch noch begegnet, zum Glück nur einem der hölzernen Art.
Das war die Tour, die wir ausgewählt hatten.

Bootsfahrt und Bahn sind im Eintrittsticket inkludiert. Gerne hätten wir die Tour zu den Oberen Seen auch gemacht, aber das war an diesem Tag einfach aus genannten Gründen nicht möglich. Also haben wir die zusätzlichen, nach Stunden abgerechneten saftigen Parkgebühren bezahlt und sind etwas früher Richtung Küste aufgebrochen. Der kleine Umweg hat sich jedenfalls gelohnt, die Plitvicer Seen sind trotz stellenweise Besuchermassen einen Besuch wert.

Niwibo sucht Natur, also darf das Unesco Weltnaturerbe Plitvicer Seen nun auch zu ihrer schönen Linksammlung. Und ich verabschiede mich mit einem letzten Blick über die Unteren Seen. Schön wars.

6 Kommentare zu „Plitvicer Seen, zumindest die unteren“

  1. So, jetzt habe ich soviel gelesen und gesehen, und nun weiß ich gar nicht mehr, was ganz oben stand…
    Aber die tollen Holzwege in dem herrlich blauen Wasser haben mich begeistert. Das würde mir auch gefallen.
    Und ja, ich weiß, dass Winnetou dort gedreht wurde.
    Ich bin halt auch schon ein älteres Semester.
    Das war bestimmt ein Erlebnis, nur schade, dass der Lieblingsmensch nicht ganz fit war.
    Hab einen schönen Abend, lieben Gruß
    Nicole

    1. Nur unwesentlich älter als ich 😉 Ich habe die Filme mit Begeisterung gesehen damals. Die relativ kürzliche Neuverfilmung habe ich mir nur teilweise mit dem Teenager Neffen angesehen, hm, weiß nicht. Von ihm weiß ich eigentlich auch erst, dass dort gefilmt wurde, ich hatte außer Kroatien die genauen Orte nicht am Schirm.
      Aber abseits der Filmlocation haben die Seen selbst auch ein gewisses Flair, ich hatte ja wenig Vorstellung was uns wirklich erwartet, und es war toll. Der Beste war tapfer und ich froh, dass das Notfallszenario, ihn und das Gepäck zusammen mit Flixbus zurück nach Graz zu bugsieren nicht greifen musste (wir waren ja Mitfahrer und die Schwägerin musste weiter).
      Liebe Grüße, heike

      1. Eine ordentliche Strecke seit Ihr durch die Sonne und Gestrüpp gelaufen. Durch einen unglaublichen Nationalpark. Das von der alten Winnetou Filmkulisse wusste ich, 😉 zumindest noch ungefähr.
        (und gut, dass es Deinem Schatz so gut ging, dass er den Tag geschafft hat, gut dass Du einen Plan B hattest)
        Liebe Grüße
        Nina

        1. Stimmt, in Summe war es dann doch eine gute Strecke. Aber mit Boot und Bahn dazwischen ging es ganz gut. Und Pausen. Vor dem Plan B hatte ich mich gefürchtet, ging dann aber zum Glück auch mit Plan A.2 gut 😉
          Liebe Grüße, heike

  2. Sieht toll aus! Ich mag dein Lieblingsbild mit Fisch auch supergern. Sieht aus, als ob er schwebt. Ich bewundere , wie du es geschafft hast, die stellenweise Besuchermassen aus deinen Bildern auszuklammern. 🙂 Wir fahren am Weg zur Marina an den Seen immer nur vorbei. Dein Bericht regt an, ihnen nächstes Mal einen Besuch abzustatten.
    Liebe Grüße, Gabi

    1. Es hilft, dass die Besucher nur am Rand auf Stegen gehen können. Und im Schatten untergehen. War trotzdem nicht leicht, an manchen Stellen quasi unmöglich, ein Foto ohne Menschen hinzubekommen.
      Die Seen sind, trotz Andrang, einen Besuch wert.
      Liebe Grüße, heike

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