Während unserer eigentlich recht kurzen Städtetrips nach Dubrovnik fand sich trotzdem die Zeit, auch einen Halbtagesausflug über die Grenze ins benachbarte Bosnien-Herzegowina zu machen. Das bergige Hinterland der ehemaligen Enklave Dubrovnik ist ja nicht mehr kroatisches Staatsgebiet. Und seit kurzem ist diese Grenze nun auch eine EU-Außengrenze. Wahnsinn, wie schnell man vergisst, wie das damals mit den Grenzkontrollen war, wenn man überwiegend Grenzübertritte im Schengen-Raum macht. Nun, diesmal war es eine „echte“ Grenze mit Grenzkontrollen und allem Pipapo. Bei der Einreise nach Bosnien war es noch dazu recht unheimlich, da man wegen Nebel kaum die Hand vor Augen sah. Zum Glück klarte es dann jedoch recht schnell auf, so dass man dann auch die Landschaft erkennen konnte.
Trebinje liegt am Fluss Trebišnjica auf etwa 274m über Adria am südöstlichsten Zipfel Bosniens in der historischen Region Herzegowina. Die etwa 30.000 Einwohner sind fast ausschließlich Serben. Dass Trebinje zur serbischen Entität gehört, kann man auch an den Beschriftungen in kyrillischer und erst in zweiter Linie in lateinischer Schrift erkennen.
Im Mittelalter hieß der Ort Tervunia und das umgebende (serbische) Herzogtum Tarvunien. Er war ein wichtiger Posten an der Handelsstrecke von Dubrovnik nach Bosnien und Serbien. 1470 dann wurde die Stadt von den Osmanen erobert. Sie prägten in ihrer bis 1878 anhaltenden Herrschaft die Altstadt bis heute am nachhaltigsten. Nach 1878 kam Bosnien-Herzegowina unter die Verwaltung Österreich-Ungarns, bis es 1918 dem neu geschaffenen Königreich Jugoslawien eingegliedert wurde. Im Bosnienkrieg Anfang der 1990er Jahre wurde der Großteil der Bosniaken und Kroaten aus der Stadt vertrieben und 10 Moscheen zerstört. Dafür siedelten sich viele serbische Vertriebene an. Zwei der wichtigsten Moscheen wurden in der Zwischenzeit wieder errichtet, trotz einiger Proteste von serbischer Seite.
Bevor wir jedoch die Altstadt betreten haben, gab es erstmal eine Fahrt auf den Berg zum serbisch-orthodoxen Kloster Hercegovačka Gračanica (an anderer Stelle habe ich auch den Namen Crkvina für das Kloster gelesen) inklusive wunderbarer Aussicht über Stadt und Bergpanorama. Und leider auch der einzige Blick, den wir auf die im 16. Jahrhundert erbaute und im 20. Jahrhundert translozierte steinerne Arslanagič-Brücke werfen konnten. Bei der Kirche wiederum handelt es sich um einen 2000 errichteten Nachbau einer der bedeutendsten Kirchen im Kosovo, dem in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts erbauten Kloster Gračanica im gleichnamigen Ort. Gestiftet hatte den Nachbau ein Sohn der Stadt, der Dichter Jovan Dučic, dessen Gebeine dann auch Jahrzehnte nach seinem Tod im Jahr 2000 aus den USA dorthin überführt wurden.
Kloster Tvrdos
Das serbisch-orthodoxe Kloster wurde im 15. Jahrhundert wohl auf den Resten einer Kirche aus dem 4. Jahrhundert errichtet. Im Bosnienkrieg zerstört, wird es nun nach und nach wieder aufgebaut. Das Kloster ist von Weinbergen umgeben, der Wein wird neben Devotionalien im Klosterladen verkauft. Unsere Gruppe bekam eine Einführung in die Klostergeschichte und eine kleine Weinverkostung in einem der klösterlichen Weinkeller.
Dieses Kloster war so reich an netten Details, dass es eine Bilderflut geworden ist. Nach einem späten ausgiebigen Mittagessen in einem traditionellen Gasthaus am Weg ging es dann auch schon wieder zurück nach Dubrovnik. Nebst ziemlich lange dauernder Grenzkontrolle. Hatten wir doch Mitreisende mit einem nicht-europäischen Pass an Bord, und da EU-Aussengrenze wurde bei der Einreise besonders genau kontrolliert.
Damit wäre unser Kurzurlaub nach Dubrovnik am langen Fronleichnamswochenende nun auch abgeschlossen. Immerhin etwas. Gibt es hier doch inzwischen einen Rückstau an kleinen Reisen der letzten 2 Jahre (vom Rest mag ich noch gar nicht reden, mal sehen, inwieweit auch ältere Reisen irgendwann mal ihren Auftritt bekommen).
Bis demnächst also 🙂
wieder ein so toller ausflug in für mich völlig unbekannte regionen. die alten gemäuer sprechen mich ebenso wie der bunte markt und die schönen ausblicke sehr an.
deine tollen bilder und die wunderbaren details lassen mich ein wenig dabei sein!
an den bosnienkrieg erinnere ich mich noch gut. so schrecklich, dass damals so viele menschen den tod fanden und dass so viel zerstört wurde. es wäre schön, wenn die menschen in dieser region heute wieder friedlich zusammenleben würden.
liebe grüße von mano
Bosnien-Herzegowina war auch für mich neu. Und obwohl ich in meinem Arbeitsleben immer wieder KollegInnen aus Bosnien hatte, wusste ich doch beschämend wenig über die Region. Der Bosnienkrieg und seine Massaker und Zerstörungen allerdings hat sich eingeprägt. Oberflächlich ist es friedlich, aber unterschwellig ist in der Region noch nicht alles wieder gut, fürchte ich. Landschaftlich jedenfalls und auch von den Bauwerken her war und bin ich fasziniert. Ich denke, es war nicht unser letzter Besuch von Bosnien-Herzegowina.
Liebe Grüße, heike
mein Schatz war vor einigen Jahren beruflich dort und konnte etwas in der Stadt herumlaufen. Er war sehr begeistert und wollte immer mal wieder dort hin.
Deine Details sind aber auch wieder so besonders und ja, auch sehr viele ☺️ Die Marktfrau gefällt mir sehr, Ihre Waren auch. Und das Kloster ist natürlich noch ganz besonders.
Danke Dir fürs Mitnehmen und genug Zeit um ausstehende Beiträge zu sichten 😊
schönen und liebe Grüße
Nina
Extra für dich auch das Schwalbennest mit Schwalbe 😉
Liebe Grüße, heike