Sturmgepeitschtes Bad am Meer in Triest

Letztes Jahr haben wir die freien Tage zwischen dem Österreichischen Nationalfeiertag und Allerheiligen für einen Ausflug nach Ljubljana genutzt. Und weil uns das so gut gefallen hat und die gleiche Zugverbindung eigentlich über Ljubljana direkt ohne umsteigen bis nach Triest geht, haben wir uns dieses Jahr für einen weiteren Kurzurlaub zu dieser Zeit und für Triest entschieden. Und es war eine gute Entscheidung. Außerdem hatten wir dieses Jahr nur vom Nationalfeiertag am Donnerstag bis zum darauffolgenden Sonntag freigenommen, also nur 4 Tage zur Verfügung. Blieben ohne Reisetage nur 2 ganze Tage in Triest. Die wir gut genutzt haben. Das Wetter war ja eher durchwachsen, von Regen und Wind und doch recht frisch bis zu Sonne und durchaus warm war alles dabei. Bereits bei der Ankunft hatten wir den ersten Regen, zum Glück erst auf den letzten Metern zu Fuß vom Bahnhof zum Hotel. Beim abendlichen ersten Herumspazieren und Kennenlernen des Stadtzentrums blieb es dann zum Glück trocken. Freitag Vormittag haben wir dann trotz gelegentlichen Regenschauern und schirmumstülpendem Wind einen Spaziergang am Meer entlang gewagt. Mit kleinen Kaffeepausen während der ärgsten Regenschauer, soll Schlimmeres geben 😉

Aus der Hoteltür raus und nach rechts die Straße runter sind wir direkt am Alten Hafen gelandet. Das Foto ist schon mal ein Teaser für den Montasspaziergang im November, den wir Sonntag Vormittag vor Abreise am Porto Vecchio unternommen haben. Zwischen Hotel und diesem Foto hatten wir allerdings bereits den ersten heftigen Regenschauer mit dem ersten Capucchino und einem Briochekipferl als Frühstück in einer Bar am Weg abgewartet. Und die erste große Regenlache umschifft.
Das Meer zeigte sich am Kai dann auch gleich ziemlich aufgepeitscht. Das Gebäude im Hintergrund ist der 1931 errichtete ehemalige Idroscalo von Triest, also einer der in der Zwischenkriegszeit an mehreren Orten Italiens errichteten und betriebenen Wasserflughäfen. Heute ist dort der Sitz der Küstenwache.
Acqua Alta am Canale Grande (Ja, auch Triest hat einen Canale Grande). Wie hier am Beginn des kleinen Großen Kanals sahen ziemlich viele Straßen und Gässchen von der Uferstraße Richtung Innenstadt aus, große tiefe Wasserlachen. Die recht lange zum wieder Abfließen gebraucht haben.
Repräsentative Prachtbauten entlang der Rive, der verschiedenen Abschnitte der Uferstraße.
So menschenleer bekommt man den Molo Audace auch nur fotografiert, wenn er wegen Sturm gesperrt wird.
Größenvergleich Uferverbauung und Kreuzfahrtschiff. Die historistischen Gebäude sind mit ihren hohen vier Geschossen zuzüglich Dach nicht gerade niedrig, das Kreuzfahrtschiff ist höher. An der von dieser Seite durch das Kreuzfahrtschiff verdeckten ehemaligen Stazione Marittima legen nicht nur die Kreuzfahrtschiffe, sondern auch die Bootsverbindungen nach Muggia an. An diesem Tag war jedoch nicht nur der Molo Audace gesperrt, weil überspült, sondern auch laut Kreuzfahrtgesellschaft der Pier der Stazione Marittima. Be- und Entladung des Kreuzfahrtschiffes konnte ebensowenig stattfinden wie der Gästewechsel zwischen 2 Kreuzfahrten. 3000 Gäste mussten an Bord ausharren und verpassten ihre Weiterreise. Die Norwegian Epic lag den ganzen Tag mit laufenden Motoren vor Ort.
Von der anderen Seite sieht man dann, wie sehr die drei- bis viergeschossige Stazione Marittima von dem Kreuzfahrtschiff verzwergt wird. Aber immerhin sieht man sie. Am Tag darauf wurde sie nämlich zu beiden Seiten von Kreuzfahrtschiffen verdeckt.
Die Pescheria, die ehemalige Fischmarkthalle, in der ab und zu Ausstellungen stattfinden. Die meiste Zeit steht sie jedoch geschlossen und leer. Angebaut und mit Uhrturm versehen ist ein Aquarium, das geschlossen zu sein scheint und angeblich die besten Zeiten schon lange hinter sich hat.
Blick durch die Scheiben in die ehemalige Fischmarkthalle.
An der Fassade lassen sich einige hübsche Details entdecken.
Benachbart zur Pescheria wurde ein ehemaliges, bereits ruinöses Lagergebäude für Wein entkernt und ein exklusiver Supermarkt innerhalb der historischen Außenhülle errichtet.
Die Lanterna, der ehemalige Leuchtturm, ist unser Ziel des Spaziergangs. Einmal um das Hafenbecken des Jachthafens Sacchetta also. Einer der Segelclubs, der Club Adriaco, wohl eh der rechts zwischen den Masten erkennbare, beherbergt in seinen Mauern den Mareografen, den historischen Höhenbezugspunkt Null über Adria. Auf dessen Werte aus den Jahren 1875 und 1900 beziehen sich in Mitteleuropa die meisten Bezugshöhenangaben mit der Kennzeichnung „Meter über Adria“.
Eines der vielen Fotos von rostigen Pollern, die ich gemacht habe.
Benachbart zum bereits seit längerem stillgelegten zweiten Bahnhof Stazione Campo Marzio, von dem die Transalpina und einige weitere Linien abfuhren und der derzeit schleppend renoviert wird, befindet sich ein weiteres der Eisenbahngesellschaft gehöriges Gebäude, das wie viele hier reichlich heruntergekommen wirkt.
Diese Hallen sind bereits in direkter Nachbarschaft zum Leuchtturm. Allerdings hindert ein Gittertor am Zutritt an dieser Stelle.

Und dann haben uns die Wandmalereien entlang der Begrenzungsmauer eines der Triester Strandbäder vom Weg zum Leuchtturm abgelenkt. Die Mauer gehört zum Bad „La Lanterna“, das auch öfter unter El Pedocin (der Floh) genannt wird. Und nicht nur das, das Bad war trotz des stürmischen Wetters sogar geöffnet, so dass wir einen ausgedehnten Blick hinein werfen konnten. Baden war allerdings wegen des Wetters nicht empfohlen bzw. verboten. Hatten wir eh nicht vor 😉

Das seit 1903 bestehende Bagno La Lanterna oder Pedocin ist ganzjährig geöffnet und kostet genau 1€ Eintritt. Und es ist das einzige der gar nicht so wenigen Triester Bäder, das auch heute noch getrennte Frauen- und Männerbereiche hat. Zwischen den beiden Bereichen führt eine 3m hohe Mauer etwa 10m ins Meer. Eine Umfrage vor einigen Jahren ergab, dass diese Mauer nicht fallen soll. Beliebt bei vor allem älteren Frauen, die hier ungestört von Männern ihre Ruhe haben, und muslimischen und jüdischen Männern. Die Verladestation der Frachtenfähre nach Istanbul ist nahebei, vermutlich mit ein Grund. Jungen bis 12 dürfen mit auf die etwas größere Frauenseite, die auch den direkten Zugang zum Büffet hat. Die Männer müssen das Bad verlassen und können das Büffet nur von der Straßenseite aus nutzen.

Der größere Bereich für Frauen und Kinder. Es gibt Duschen am Strand und an der Rückseite gedeckte Umkleidebereiche mit Bänken und Wandhaken. Die Badeplatform auf Stelzen rechts hinten gehört bereits zum benachbarten Bagno Ausonia.
Der Balkon des Bademeisters, der beide Bereiche überblickt und als einziger Mann auch zu den Frauen sehen kann.
Auch in die Trennmauer sind Haken eingelassen. Bis ins Meer.
Das ehemalige Büffet oder was auch immer dieses verbarrikatierte Gebäude darstellt zwischen den Bädern Pedocin und Ausonia wirkt eher verschlossen.
Das „stabilmento balneare“ Bagno Ausonia wurde 1936 erbaut und verfügt über mehrere Terrassen und Stege. Geschlechtertrennung gibt es hier auch nicht. Dafür ein Restaurant, manchmal Yogastunden auf den Terrassen und ab und zu wohl auch Livemusik und DJs. Einen Kiesstrand gibt es auch.
Noch ein Panorama des Bagno Ausonia. Wie immer beim Panorama ist die Biegung in der Mitte in Natura nicht vorhanden.

Das war er, unser Einstieg in Triest. Ein bisschen mehr haben wir schon noch gesehen, in nächster Zeit wird es da noch den einen oder anderen Beitrag geben.

Verlinkt mit den Fotowalks bei blitzeria.eu

2 Kommentare zu „Sturmgepeitschtes Bad am Meer in Triest“

  1. Ui! Triest hatte ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm!
    Meine Liste wächst und wächst 🙂

    Meine Lieblingsfotos sind übrigens die vom roten Tretboot und vom Aqua-Alta – keine Ahnung warum!

    Vielen lieben Dank fürs Teilen deiner Eindrücke und Bilder!
    Christopher

    1. Triest ist so ganz anders als die anderen italienischen Städte, vermutlich deshalb ist die Stadt eher unter ferner liefen auf vielen Listen. Auf unserer bisher ja auch. Und wir wurden bekehrt. Ich hätte noch genug Material für mehrere Beiträge, mal sehen wann ich auch die Zeit dazu finde.
      Das rote Boot fand ich auch toll 😊
      Liebe Grüße, heike

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