Von Bankerl zu Bankerl

In der zweiten Augustwoche waren wir ein paar Tage im südlichen Burgenland. Obwohl es nicht mal eine ganze Woche war, und das Wetter auch eher wechselhaft, haben wir einiges unternommen. Beim sortieren der doch wieder mal nicht wenigen Fotos sind mir etliche Themengruppen aufgefallen. Eine davon gibt es nun zum Monatsspaziergang im August. Die Bankerln auf der Gredn. Und ein paar auch anderswo.

Und da ich das Wort Gredn auch erst in diesem Urlaub gelernt habe, somit vermutlich einige mit dem Begriff nichts anfangen können, hier noch die Erklärung dazu. Die historische Bauernhaus- und -hofarchitketur im Mittel- und Südburgenland ist ein lehmverputzter Blockbau mit einem Dach aus Roggenstroh. Ursprünglich wurden die einzelnen Räume von außen erschlossen. Um also einigermaßen witterungsgeschützt von einem Raum zum anderen wechseln zu können, springt die Traufe an der Hofseite hervor und überdacht einen mit Stampflehm befestigten Weg entlang der Hausfassade. Eben die Gredn. Dieser überdachte Bereich wurde auch als Arbeitsfläche verwendet, schließlich waren die Häuser aufgrund sehr kleiner Fenster innen recht finster. Und da sich manch Arbeit besser im Sitzen erledigen lässt, wurde dann eben auch die eine oder andere Bank auf die Gredn gestellt. Die man dann auch für die Rast nach getaner Arbeit verwenden kann. Oder wie wir für das Betrachten des Gewitterregens.

Die Gredn an einem Kellerstöckl im Freilichtmuseum Gerersdorf

Und so sind uns bei unseren Ausflügen und Spaziergängen rund um unser Feriendomizil etliche Bankerln auf der Gredn aufgefallen.

„Unsere“ Bank. Nicht allzu bequem, aber zum morgendlichen Socken stricken vor dem Tagesprogramm durchaus brauchbar.
Kurzer Spaziergang zum nahe gelegenen Freilichtmuseum. Und gleich diese hübsche Truhenbank entdeckt.
Diese beiden und die vom Titelbild sind ebenfalls im Freilichtmuseum zu finden.
Ab hier sind uns die Bänke bei unserem Spaziergang durch das weitläufige Kellerviertel in Heiligenbrunn begegnet.
Beim Spaziergang durch das Kellerviertel hat uns dann ein Gewitter erwischt. Auf der Gredn unter dem Strohdach ließ es sich aber recht gut aushalten.
Eher Parkbank als Gredn vor dem Wirtschaftshof des Schlosses Eberau.
Baumbank auf dem zentralen Anger in Eberau. Die unscheinbare oktogonale Säule links im Hintergrund ist übrigens der historische Pranger.
Vor dem Franziskanerkloster in Güssing
Noch ein paar Impressionen vom Kunsthandwerksmarkt in Neumarkt an der Raab.
Mit Tisch zur Bank lässt sich auch ganz wunderbar frühstücken unterm Strohdach 🙂 Und wir wären wieder am Ausgangspunkt unseres kleinen Spaziergangs angelangt.

Der Spaziergang, der strenggenommen aus Fotos von mehreren Spaziergängen besteht. Wir waren im Freilichtmuseum Gerersdorf, im Kellerviertel in Heiligenbrunn, rund um den Anger in Eberau und am über das ganze Dorf verstreuten Kunsthandwerksmarkt in Neumarkt an der Raab. Und nun wandert das Bankerlhopping zum Monatsspaziergang im August bei Kristina Schaper. Es war mir wie immer eine Freude.

10 Kommentare zu „Von Bankerl zu Bankerl“

  1. …diese Sammlung gefällt mir sehr gut, es gibt so viel zu entdecken und viele Plätze, an denen ich direkt ein wenig verweilen möchte…sehr interessant ist die Entstehung dieser Greden, für mich tatsächlich bisher unbekannt…

    wünsche einen schönen Sonntag,
    LG Birgitt

    1. Ich finde auch dass man gerne noch ein bisschen auf dem einen oder anderen Bankerl verweilen möchte. Und obwohl ich bereits recht viel zu historischer Bauernhausarchitektur gelesen habe, war mir die burgenländische historische ländliche Bebauung inklusive Gredn bis vor kurzem nahezu unbekannt.
      Ebenso einen schönen Sonntag und liebe Grüße, heike

  2. Ich bin ja ein heftiger Fan von ethnologische Architektur bzw. landschaftstypischer Baukultur ( und damit auch von Freilichtmuseen ). Da komme ich heute bei den Spaziergängen auf meine Kosten, erst Unterengadin, jetzt Burgenland! Sehr schön!
    Gredn & Bankerl – ein besonders schöner Beitrag zu dieser Challenge mit all der Vielfalt, die ihr eingefangen habt.
    Im Dorf meiner Kindheit gab es viele Flüchtlinge aus dem Banat usw., die haben auch das Bankerl-Wesen bei uns betrieben. Und in den lauen Sommernächten haben die Nachbarn dann auf ihren Bänken gesessen und sich ausgetauscht. Wir Kinder waren uns selbst überlassen. Herrlich! Fernsehen gab es da halt nicht oder andere Unterhaltung.
    Vielleicht mag ich auch deshalb solche Geschichten…
    Sonntagsgrüße!
    Astrid

    1. Liebe Astrid, da wirst du demnächst bei mir noch mehr auf deine Kosten kommen, denn ein eigener Beitrag zum Freilichtmuseum Gerersdorf ist bereits in Vorbereitung und der zum Kellerviertel in Heiligenbrunn ist bereits veröffentlicht 🙂 Im oberpfälzischen Dorf meiner Kindheit sind die Hausbankerl nahezu verschwunden, ich erinnere mich aber auch noch an die Oma und die Nachbarinnen, die dem feierabendlichen Hausbankerlsitzen frönten. Ich mag diese Geschichten auch sehr 🙂
      Liebe Grüße, heike

  3. Lustig auch auf meinem Spaziergang ist eine sehr alte Bank zu finden. An unserem Ferienort im Unterengadin stand auch fast vor jedem Haus im Alten Dorfteil eine Holzbank an der Hausfassade. An den Unterschiedlichen Bänken kann man auch den Status der Bewohner erahnen. Schöne Geschichte erzählst du uns.
    L G Pia

    1. Ich musste auch schmunzeln, als ich die Bank bei dir sah. Die Bänke im Burgenland sind sehr viel schlichter, so viel Status wie im Engadin gab es im Burgenland nicht. Aber die Hausbank ist wohl universell 😊
      Liebe Grüße, heike

  4. Liebe Heike,
    ich war schon vor einigen Tagen hier und bin mit Dir von Bank zu Bank spaziert. Jetzt komme ich endlich dazu, Dir ein paar Grüße aus Kopenhagen zu senden – Du findest doch immer wieder nette Themensammlungen auf deinen Spaziergängen!

    1. Ich hatte die Wahl zwischen den Bankerl und In- und Aufschriften und habe mich für die Bankerl entschieden 😊 Auch das noch zu verbloggende Freilichtmuseum hatte viel zu bieten. Wie es aussieht werden mir die Themen nicht ausgehen 😉
      Danke für deine Besuche und liebe Grüße aus dem Südosten Österreichs nach Kopenhagen, heike

  5. ich freue mich immer sehr auf die monatsspaziergänge und wandele so gern durch mir fremde regionen, die mir immer wieder neues erschließen. die gredn bankerl sind ja wohl ein schöner kommunikationsort gewesen, um zwischen und nach dem tagwerk zur ruhe zu kommen, zu schwatzen, neuigkeiten austauschen, handarbeiten zu machen.
    wie ich sehe, wurde deine kissenliebe auch befriedigt und meine blaudruckliebe ebenso.
    herzliche grüße
    mano

    1. In diesem Fall ist es die Blaudruck und Kissenliebe der Schwägerin 😊 Gestern waren wir wieder dort und auch nochmal im Freilichtmuseum, der nächste Monatsspaziergang ist gesichert 😉
      Liebe Grüße in den Norden, heike

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