Neujahrsspaziergang

Es ist inzwischen Tradition, Silvester mit den Bamberger Freunden zu feiern. Manchmal bei ihnen, meistens aber bei uns. Auch schon fast Tradition ist dann ein gemeinsamer kleiner Ausflug zu einer Sehenswürdigkeit in der Umgebung, die an Neujahr geöffnet hat (davon gibt es nicht besonders viele) oder wie in diesem Jahr mal wieder ein Neujahrsspaziergang. An diesem Neujahr noch dazu bei herrlichstem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Und irgendwie scheinen wir bei diesen Neujahrsspaziergängen immer in Mariagrün zu landen.

Also dann mal los immer in Richtung Sonnenschein.
Vorbei an neuen und alten Villen steigen wir den Rosenberg hinan. Im Erdgeschoss dieser Villa hier hat meine Schwiegermutter ihre ersten Lebensjahre verbracht, ihre Eltern waren dort eingemietet, bis das eigene Haus (das nun unseres ist) fertiggebaut war. Unseres ist allerdings viel kleiner und bei weitem nicht so prächtig. Und das ist gut so.
Am Wegesrand Zieräpfel en masse
Oben am Grat gibt es auch noch die eine oder andere Villa. Mit Weitblick in nahezu alle Richtungen.

In diesem Bereich am Rosenberg treffen 5 Straßen und 3 Bezirke aufeinander. Schönbrunngasse, Schwarzbauerweg, Oberer Plattenweg und 2 Abschnitte der Quellengasse sowie die Bezirke Geidorf, Mariatrost und Andritz. Das Franzosenkreuz erinnert an die Kämpfe um Graz 1809, als die Franzosen schließlich verlustreich wieder abziehen mussten. Ein Kampf mit vielen Toten fand hier im Nahebereich statt, da man von hier auf 460m einen guten Überblick in alle Richtungen hatte.

Mit 490m noch höher gelegen ist die Ferdinandshöhe mit dem Hochbehälter Rosenberg. Auf dem Weg zur Schwägerin unzählige Male knapp unterhalb daran vorbeigefahren, haben wir dieses Wäldchen beim Spaziergang erstmals erkundet.
Abschnitt der Saumgasse zwischen Quellengasse und Oberer Plattenweg. Ilex ist uns hier auf Schritt und Tritt begegnet.
Einer der wenigen in diesem Bereich noch mehr schlecht als recht erhaltenen ehemaligen Bauernhöfe.
Die Mariagrüner Kirche von 1668 mit neoromanischer Fassade von 1852. Daneben die Maria Krönung Kapelle von 1677 und das anstelle der Einsiedelei entstandene ehemalige Schulhaus. Mein Mann ist hier zur Volksschule gegangen. Auf dem frisch renovierten Spätbiedermeierdenkmal befanden sich bei meinem letzten Besuch noch Verse von Anastasius Grün, Castelli und Louis Bonaparte (der Bruder Napoleons weilte von 1810-14 in Graz und spazierte wohl gerne nach Mariagrün).
Am Neujahrstag 2020 sah das noch so aus. Die Verse musste ich festhalten, die waren gar zu romantisch verbrämt.
Peter Rosegger zu Ehren, der in der Mariagrüner Kirche seine erste Frau geheiratet hat, wurde ein Gedächtnisweg durch den Mariagrüner Wald mit mehreren Zitattafeln eingerichtet. Den haben wir uns jedoch für ein andermal aufgehoben und sind wieder mehr Richtung Sonne spaziert.
Die Franzosenwiese gegenüber dem Franzosenkreuz dient im Sommer oftmals als Kuhweide. An der gelben Villa am Grat sind wir anfangs bereits vorbeispaziert.
Kaputte Klingel und Wachhund stelle ich mir interessant vor 😉
Das Tor zum sog. Minoritenschlössl, auch Rosegg genannt. Laut bauzeitlicher Inschrifttafel rechts wurde das Schlösschen 1596-1603 erbaut.
Gegenüber
Der ehemalige Panoramahof steht seit vielen Jahren leer. Die Straßenfassaden wurden vor kurzem geweißelt, sonst passiert da nichts außer Verfall.
Von der Terrasse des Café Rosenhain kann man im Dunst den Schlossberg mit der charakteristischen Silhouette des Uhrturms erkennen. Unzählige Leute saßen rund um das Café und bei der Wiese und genossen die frühlingshaften Temperaturen. Wir beschlossen allerdings, den Kaffee nicht hier, sondern daheim in der Sonne auf der Terrasse zu trinken.
Rege Bautätigkeit allerorten. Das waren nicht die einzigen Baustellen, an denen wir auf unserem Spaziergang vorbeikamen. Die letzten Grundstücke werden verbaut oder kleinere Häuser abgebrochen und durch größere Villen oder kleine Apartmenthäuser ersetzt. Größere Wohnbauten lassen Flächennutzungsplan und die darin festgeschriebene niedrige Bebauungsdichte nicht zu. Noch. Das Walmdach, das da zwischen den beiden Neubauten durchspitzt, ist übrigens das des Minoritenschlössls. Bis vor wenigen Jahren war hier noch eine innerstädtische Kuhweide.
Jetzt aber schnell, sonst wird das nichts mehr mit dem Kaffee auf der sonnigen Terrasse. Die Sonne verschwindet bald hinter dem Rosenhain.
Den Kaffee gibt es dann doch drinnen, da inzwischen die Sonne untergegangen ist. Dazu Quarkstollen und Kletzenbrot und vom Silvesterabend übriggebliebene vegane Brownies.

Schön war er, unser Neujahrspaziergang des frisch angefangenen Jahres 2023. Wen es interessiert oder nachspazieren will, unsere Strecke war: Schönbrunngasse – Quellengasse – Ferdinandshöhe – Saumgasse – Oberer Plattenweg – Stoffbauerweg – Mariagrüner Kirche – Peter Rosegger Gedächtnisweg – Schwarzbauerweg – Quellengasse – Panoramagasse – Kirschengasse – Schönbrunngasse. Die beiden Runden haben sich beim Franzosenkreuz gekreuzt, wir sind also eine 8 gelaufen. Beim Nachlesen über das Franzosenkreuz bin ich auf einen auf der Grazer Stadtseite publizierten Spaziergang gestoßen, der einerseits auch einen Teil unserer Runde abdeckt und mich andererseits auf die Idee gebracht hat, auch den Rosenhain mal wieder bei einem Spaziergang genauer zu erkunden. Idealerweise wieder im Rahmen des Monatsspaziergangs.

Und auch dieser unser Neujahrsspaziergang wird mit dem Monatsspaziergang bei Kristina Schaper verlinkt, nämlich mit dem Monatsspaziergang im Januar.

P.S.: Ist euch übrigens aufgefallen, dass die Fassadenfarbe Gelb bei den Gebäuden dominiert? Das sogenannte Schönbrunner Gelb ist auch nach wie vor sehr beliebt bei den Fassadenfarben. Dazu ein Zitat aus Wikipedia: „Dieses Schönbrunner Gelb ist die Farbe, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das Markenzeichen der k. u. k. Monarchie überhaupt werden sollte, da alle Bahnhöfe und Regierungsgebäude, zahlreiche Schlösser, Klöster, Kirchen, und – vom gehobenen Bürgertum, später auch dem Bauerntum übernommen – auch Villen, Stadthäuser und Bauernhöfe darin gehalten waren.“

10 Kommentare zu „Neujahrsspaziergang“

    1. Ja, diese Bereiche, die zuerst ländlich, dann Stadtrand und irgendwann dann mittendrin waren und sind, die sind immer wieder spannend. Der Rosenberg hat von allem etwas bewahrt, ich mag das sehr.
      LG heike

  1. so manches mal sind mir kuhweiden lieber als neubauten…
    ein schöner spaziergang mit ausblicken und zum teil sehr netten häusern. die villen sind fein eingewachsen und das schönbrunner gelb steht ihnen ungemein gut. schade, dass der bauernhof nicht ebenso hübsch herausgeputzt wird!
    danke fürs mitnehmen, wieder einmal ein pluspunkt für graz und umgebung! einen lieben gruß von mano

    1. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass Häuser wie der Bauernhof leider immer durch größere Villen wie die gezeigten Baustellen ersetzt werden. Rosenberg und Ruckerlberg sind gesuchte Lagen mit Nachverdichtung. Auch bei uns in der Gasse wurde im Sommer gerodet, um um das Bestandshaus herum eine Tiefgarage und ein paar Wohnhäuser unterzubringen. Nicht zu reden vom zusätzlichen Verkehr auf den schmalen Straßen. Alles Individualverkehr, Öffis gibt es da oben nicht.
      LG heike

  2. Liebe Heike,
    das war schön, mit Dir auf den Neujahrsspaziergang zu gehen. Immer wieder spannend für mich, durch Landschaften und Architektur zu schlendern, die so ganz anders ist als hier „oben“… 🙂
    Das „Schönbrunner Gelb“ finde ich auch spannend- hier in Kopenhagen und Umgebung sieht man an alten Häusern auch oft ein bestimmtes Gelborange. Ich wollte immer schon mal nachlesen, woher diese Farbe kommt.
    Viele Grüße sendet Kristina

    1. Ich finde das auch sehr spannend an den Spaziergängen, das kennenlernen anderer Orte und Landschaften, vor allem solcher die eher unbekannt sind. Oder eben deine peripheren Kopenhagener Viertel. Und auf die Geschichte zum Gelborange bin ich auch gespannt. Die Häuser in der Eisenbahnersiedlung waren in die Richtung, oder? Ich würde ja zu gerne mal eine Fassade in Smalteblau sehen.
      LG heike

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