Plečniks Ljubljana – Die Wasserachse

Die von Jože Plečnik konzipierte Wasserachse führte vom Trnovo Hafen über den Gradaščica Zufluss weiter den ganzen Fluss entlang. Vorbei an der Schusterbrücke, Philharmonie, Gerbertreppe, Triplebrücke bzw. Drei Brücken und dem Markt bis zum Stauwehr nordöstlich der Altstadt.

Über Jahrhunderte versuchte man die Ljubljana umgebenden Sümpfe zumindest partiell zu entwässern. Kurz vor dem 1. Weltkrieg startete man einen erneuten Versuch, indem man das Flussbett der Ljubljanica eintiefte um den Wasserfluss zu verbessern. Die Arbeiten wurden gleich nach Kriegsende fortgeführt. Die Ljubljanica wurde dazu durch den im 18. Jahrhundert gebauten Gruberkanal umgeleitet und das Flussbett durch die Stadt dadurch für die Arbeiten trockengelegt. Die Gelegenheit war günstig, auch die Brücken zu sanieren oder zu erneuern und die Ufergestaltung komplett neu zu überdenken. Der Damm wurde jährlich weiter flussaufwärts versetzt, bis man schließlich in Špica beim Abzweig des Gruberkanals ankam. Die zuletzt ausgeführte Gestaltungsmaßnahme ist also die erste hier vorgestellte, da dieser Spaziergang flussabwärts angelegt ist.

Trnovski Pristan – Trnovo Hafen bzw. Uferbank

1935-36, 2007-09 wiederaufgebaut

An dieser Stelle war ursprünglich ein Hafen oder eher eine Entladestelle für Steintransporte. Die Stufen sollen daran erinnern. Zusätzlich noch Weidenbäume für gemütliches Sitzen im Schatten. Allerdings wurden die Plečnik-Bänke nicht wieder aufgestellt.

Gradaščica

Planung 1928/30, Ausführung 1931-32

Joze Plečnik hat auch die Ufer des Baches Gradaščica um die Trnovo Brücke herum bis zur Einmündung in die Ljubljanica gestaltet. Die grüne Ufergestaltung und auch die momentan renovierten Wege gehen auf seine Intervention zurück. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Bachbett zu einem Überflutungskanal umgebaut.

Die Trnovo-Brücke. Die dahinterliegenden Bachwiesen wurden von Plečnik als Park gestaltet und dadurch von Bebauung freigehalten. Die Gestaltung Plečniks ist jedoch kaum mehr vorhanden.
Abschnitt Trnovo-Brücke bis Einfluss in Ljubljanica: Die Ufergestaltung mit zum Wasser hinunter führenden Wegen wird gerade erneuert. Im Hintergrund die Hahnenbrücke. Die frühere Holzbrücke wurde von Plečnik durch eine Betonbrücke ersetzt.
Einmündung des Gradaščica Baches in die Ljubljanica

Cevljarski Most – Schusterbrücke

1931-32

Zahlreiche Brücken mit unterschiedlichen Namen bildeten vermutlich bereits seit römischer Zeit einen Übergang über den Fluss an dieser Stelle. Obere Brücke, Neue Brücke, Fleischerbrücke (mit Fleischständen darauf), alles Brücken aus Holz die immer wieder erneuert werden mussten. Die 1867 gebaute Hradecky Brücke war aus Eisen, war jedoch in den 1920er Jahren ebenfalls reperaturbedürftig. Plečnik setzte sich für ihren Erhalt, jedoch an anderer Stelle, ein (Inzwischen wurde sie 2011 nochmals bei einer Renovierung versetzt).

Die Ufer zu beiden Seiten waren unterschiedlich hoch, wie hier zu sehen. Zur Brücke hin wurde das Terrain durch Plečnik angeglichen.
Hier kann man gut erkennen, dass die Brücke als Platz über dem Wasser entworfen wurde. Die Schusterbrücke war ursprünglich mit Pergola gedacht. Diese wurde jedoch nie ausgeführt.

Filharmonija – Philharmonie

1937

Die Hauptfassade der Philharmonie ist zum Kongresni trg, dem Kongressplatz, hin orientiert. Da die Rückseite an den Fluss grenzt, gestaltete Joze Plečnik 1937, als die Philharmonie in ein Kino umgebaut wurde, eine zusätzliche Achse und eine neue Fassade für die Rückseite.

Allerdings ist die Flussfassade der Philharmonie vom Fluss her kaum wahrnehmbar, da hinter hohen Pappeln versteckt.
5 Wellenfelder und 3 Vasen als Wassersymbole, aber auch als Reminiszenz zum barocken Ljubljana. Plečniks offene Arkaden im Erdgeschoss wurden 2002 mit Glas verschlossen.
Gledaliska Stolba – Die Theaterstufen, 1932-33. Eine direkte Verbindung zwischen Kongresni trg und der Uferpromenade, inklusive Beleuchtung.
Zu beiden Seiten gibt es eine Promenade direkt am Ufer entlang.
Gerberjevo Stopnisce – Die Gerbertreppe

Bereits nach dem Erdbeben 1895 wurde anstelle eines beschädigten Hauses ein Zugang zum Fluss und eine Fußgängerbrücke zum gegenüberliegenden Fischmarkt geplant. Die Kaiverbauung wurde bereis 1912 beim ersten Eintiefen des Flusses ausgeführt. 1932-33 schließlich errichtete Plečnik die Treppe unter Verwendung von Steinen und der alten Geländer der zu den Drei Brücken ausgebauten benachbarten Franzensbrücke und ergänzte eine Balustrade auf der Kaiverbauung. Einer seiner Studenten entwarf 1956 bereits eine Brücke. Jedoch dauerte es bis 2014 bis die jetzige Fußgängerbrücke endlich errichtet wurde.

Tromostovje – Die Drei Brücken

1931-32

Mindestens seit dem Mittelalter gab es an dieser Stelle eine Brücke. Die hölzerne Spitalbrücke wurde 1842 durch die steinerne Franzensbrücke ersetzt. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Pläne, die zu schmale Steinbrücke durch eine breitere Betonbrücke zu ersetzen. Plečnik schlug dann vor, die Steinbrücke zu erhalten und beiderseits mit Fußgängerbrücken zu ergänzen. Dies war außerdem günstiger und die Brücke musste während der Arbeiten nicht komplett gesperrt werden, weshalb der Vorschlag Plečniks umgesetzt wurde.

Die Gestaltung und auch die Treppen nach unten sollten der Brücke einen mediterranen Charakter geben. Ljubljana sollte nicht wie eine österreichische Provinzstadt wirken, war Plečniks Intention und auch Furcht nach der Gestaltung der Uferverbauung durch österreichische Ingenieure in den Jahrzehnten davor.
Die alte Steinbrücke aus dem 19. Jahrhundert blieb erhalten und wurde zu beiden Seiten mit Fußgängerbrücken zu drei Brücken ergänzt. Für ein einheitliches Bild erhielten alle drei Brücken die gleichen Geländer und Beleuchtung.

Tržnice – Hauptmarkt

1939-42

Ausgangssituation: Aus hygienischen Gründen sollten die vorher offenen Fleisch- und Fischstände in eigene Ladenlokale verlegt werden. So wurden nebeneinanderliegende Ladenlokale mit Rundbogenöffnungen und innenliegenden Treppen zu im Untergeschoss liegenden Lagerräumen geschaffen. Der Fischmarkt wurde im Untergeschoss bzw. Flussgeschoss etabliert. Bei nachfolgenden Renovierungen wurden die innenliegenden Treppen nahezu vollständig entfernt und Zusammenlegungen durchgeführt. Die ursprünglich geplante gedeckte sog. Fleischerbrücke wurde nicht ausgeführt, die heutige Fleischerbrücke entstand 2010.

Der gesamte Komplex ist etwa 300m lang und von der antiken Stoa inspiriert. Offene Säulenhallen mittendrin sollen die Verbindung zum Fluss wieder herstellen.

Die runde Wendeltreppe zum Fischmarkt ist klar an der Fassade ablesbar.
Abgang zum Fischmarkt, der im unteren Geschoss angesiedelt ist.
Die Rundbögen waren jeweils für Fleischereien gedachte Geschäfte, jedes mit einem eigenen Abgang in die Lagerräume im Untergeschoss. Nach diversen Sanierungen wurden Treppen entfernt und Räume zusammengelegt. Heute sind hauptsächlich Cafés und Bars in den Rundbögen.
Offene Säulenhalle mit Verbindung zum Fluss.
Im Hintergrund am Ende des Marktes die Drachenbrücke aus dem späten 19. Jahrhundert.

Zapornica – Schleuse

Planung 1933/1939, Ausführung 1939-45

Schleuse zur Regulierung der Wasserhöhe in Verbindung mit der Regulierung des umgebenden Sumpflandes. Zunächst mit Kraftwerk angedacht, das jedoch verworfen wurde, da mit geschlossenen Schleusentoren nicht funktionierend. Der ebenfalls angedachte Fußgängerübergang wurde nie in Betrieb genommen. Pylonen im ägyptischen Stil mit etruskischen Schalen.

Die Schleuse markiert das Ende von Plečniks Wasserachse. Auch die Regulierung des Flusslaufs mit Betoneinfassung und die Uferpromenade wurden ursprünglich bis hier ausgeführt.

2 Kommentare zu „Plečniks Ljubljana – Die Wasserachse“

  1. an den ufern der wasserläufe möchte ich wirklich gern einmal flanieren und mich hier und da in einem der cafés niederlassen und überall die schönen details bewundern.
    was für eine wunderschöne stadt!!
    liebe grüße
    mano

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