dies und das über land und leute

kleidung: westliche oder verwestlichte kleidung ist auch in
indien auf dem vormarsch. während die frauen grossteils schon noch in sari oder
salwar kameez (wurde mir als drüber drunter übersetzt, quasi ein ensemble aus
einem knielangen seitlich hoch geschlitzten oberteil mit kurzen ärmeln und
drunter einer hose, entweder pluderig oder im derzeit mehr angesagten
wadenengen, ab dem knie jedoch recht weiten punjabi-stil, dazu ein schaltuch)
zu sehen sind und nur selten mal eine jeans tragen, sind die männer selten noch
ganz traditionell gekleidet. zumindest oben sind hemden im westlichen stil oder
t-shirts angesagt. unten herum sind doch recht viele noch mit dhoti (oder
lunghi? jedenfalls dieses tuch, das um den unterkörper gewickelt wird und bei
bedarf über die knie wieder hochgeklappt wird) zu sehen, und sie sind konstant
am neu wickeln, hochstecken oder runterlassen. ansonsten jeans bei den jungen,
je älter oder offizieller, desto kunstfaseranzughose. männer in kurta pajama,
diesen langen hemden mit stehkragen und weiten seilzughosen aus baumwolle, die
glaube ich gandhi im zuge des ringens um die unabhängigkeit populär machte,
sind kaum mehr zu sehen, noch weniger die sog. nehru-schiffchen als
kopfbedeckung. turbane sind im süden so gut wie gar nicht zu sehen. und dann
gibt es neben den kleidungsmäßig zumindest für uns nicht von den hindus
unterscheidbaren christen noch viele muslime in indien. manche männer sind
anhand ihrer kleidung, kappen und bärte als solche erkennbar. viele muslimische
frauen tragen über ihrer bunten kleidung (ab und zu blitzt sie hervor) lange
und weite schwarze mäntel und kopftücher, manchmal ist auch nur noch der
augenbereich zu sehen. sehr sehr selten, aber doch, ist auch eine burka zu
sehen

in anspielung auf das 1. kapitel der gebrauchsanweisung für
spanien und die schreienden spanier: die inder sind die spanier asiens 😉
unterhaltungen in normaler lautstärke scheinen nicht möglich. z.b. gestern am
bahnhof in madurai: sobald eine lautsprecherdurchsage mit wichtigen infos kam,
schwoll der lautstärkepegel noch mehr an, anstatt leiser werden und zuhören
versuchten alle dagegen anzuschreien. 

die bürokratie dürften die inder von den briten übernommen
und noch stark ausgebaut haben (schon allein die riesen bücher beim einchecken
im hotel/guesthouse mit ihren tausend spalten zum ausfüllen sind eine schau).
leider haben sie dafür so sachen wie schlange stehen nicht übernommen. da wird
gedrängelt was das zeug hält. überhaupt gilt „jeder ist sich selbst der
nächste“, beim anstehen genauso wie im straßenverkehr. der straßenverkehr ist
überhaupt grossartig. es hupt und dröhnt, der stärkste hat vorrang, jeder
manövriert sich durch, die schwächsten müssen schnell wegspringen bzw.
ausweichen können. das wichtigste utensil ist sowieso die hupe. 

vor ein paar tagen wurde in der zeitung ein indischer minister
zitiert, der indien als  dreckig
bezeichnete. es sei schlimm, dass vor allem auf dem land viele kein klo hätten,
aber ein handy hätten sie vielfach schon. und selbst wenn ein klo vorhanden
sei, würde das zumeist nur als ausguss benutzt, die geschäfte würden wie gehabt
in freier natur verrichtet. wir lassen uns nicht weiter drüber aus, soll
schliesslich nicht zu negativ werden. nur soviel: festsitzender dreck geht auch
mit soundsooft wasser drüberkippen nicht weg. und: eigentlich wird konstant gefegt
und wasser gekippt. darum bleibt es immer gleich dreckig, wird aber nicht
schlimmer. und wir hatten auch tiptop saubere zimmer und bäder!

müll wird auf schritt und tritt fallengelassen oder aus bus-
und zugfenstern geworfen, wenn nicht gar einfach auf den boden fallengelassen.
nach mir die sintflut. abends wabern rauchschwaden durch die gegend, es riecht
wie in graz am karsamstag, bevor die osterfeuer verboten wurden, da überall am
straßenrand müllhäufen abgefackelt werden. an vielen orten stehen schilder, die
littering and spitting, also das müllen und spucken verbieten, leider gibt es
mehr schilder wie mistkübel. die muss man oft regelrecht suchen. spucken ist
das nächste. männer, frauen, kinder, alle spucken ständig durch die gegend. zu
nah an bussen vorbeigehen ist unklug, denn aus bus- und zugfenstern wird auch
gerne gespuckt. oft weiss man vom geräusch her nicht, ob jemand „nur“
entschleimt und spuckt oder gar speit. allerdings hat es den anschein, als wäre
das betelkauen weniger geworden, und auch die damit zusammenhängenden roten
spuckeschwaden.

einige städte setzen auf weniger plastik und verbieten die
vielen plastiksackerln. das funktioniert ziemlich gut und wird eingehalten,
stattdessen gibt es verrottbare taschen. leider ist vieles andere trotzdem
plastik. und auch wir tragen zum plastikberg bei, mit jeder versiegelten
flasche gefiltertes gereinigtes wasser, also mindestens 1 pro person und tag.
aber das wasser aus der leitung und den allerorten vorhandenen trinkbrunnen ist
nun mal nicht sauber genug für uns „verweichlichte“ westler. touristenorte sind
darauf eingestellt und machen alle getränke und auch eiswürfel mit
aufbereitetem wasser, dort kann man auch salat essen. für weniger touristische
orte gilt: if you can’t peel it or boil it forget it.

power cuts: indien ist immer noch von stromausfällen
geplagt. allerdings hatten wir das von rajastan vor 15 jahren schlimmer in
erinnerung. und meistens ist der strom nach ein paar minuten wieder da. die
internetserver allerdings brauchen meistens länger, bis irgendwann jemand auf
die idee kommt, sie wieder neu zu starten. und die ständigen power cuts sind
für viele hotels (und v.a. für alle in madurai) eine gute ausrede, warum sie
zwar 24h warmwasserversorgung versprechen, aber selbst die dann widerwillig
angegebenen 2h warmwasser morgens und abends nicht einhalten. zum glück ist das
kalte wasser hier nicht eiskalt wie bei uns (oder auch wie in laos, brr)
sondern zumindest ein bisschen temperiert (da in dachtanks gelagert), und ein
bisschen abhärtung schadet ja nicht 😉

in den 15 jahren, die seit unserem letzten indien-urlaub
vergangen sind, hat sich viel verändert. grosse teile indiens sind nach wie vor
ländlich geprägt, aber vor allem in den städten ist eine art zweites indien
entstanden. ein an den westen angelehntes indien der vor allem jungen leute.
beide welten indiens existieren nebeneinander her.

von rajastan vor 15 jahren und auch von anderen asiatischen
ländern waren wir gewohnt, dass man hart handeln muss. und am anfang unseres
urlaubs galt das auch noch, in aurangabad ebenso wie in goa. in hampi gab es kaum
mehr handelsspannen, und spätestens in mysore war mehr oder weniger schluss mit
handeln. selbst im bazar waren viele sachen mit fixpreis (nein, wir waren nicht
zu gutgläubig, vielfach waren die waren mit preisschild versehen, oder inder
haben das gleiche bezahlt). der süden ist definitiv anders. wurde uns auch
mehrmals von händlern so gesagt, die sich über die geschäftspraktiken im norden
mit überzogenen einstiegspreisen ausließen. beim hausboot in kerala war handeln
angesagt, aber auch da war nicht viel drin. probiert haben wir es ja des
öfteren noch mit dem handeln (irgendwie ist das eingebrannt, dass man als
tourist immer abgezockt wird, man will es nicht glauben, dass es hier zumeist
anders ist), wurden aber zumeist, grossteils nett, abgebremst. selbst die
rikschafahrer haben selten einen höheren preis als den vorher bei einheimischen
erfragten oder im reiseführer genannten verlangt. und das will was heissen. hoffentlich
haben wir unser handelsgeschick bis bombay nicht verloren, dort werden wir es
nämlich wieder brauchen.

2 Kommentare zu „dies und das über land und leute“

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