Über Treppen und Kanäle zum Aal in Comacchio

Eigentlich hatte ich ursprünglich die italienische Variante von „Les Parapluies de Cherbourg“ als Titel für Comacchio im Sinn. Aber dann fielen alle Regenschirmfotos dem Aussortieren zum Opfer. Regenfotos gibt es trotzdem noch einige. Denn während unseres Spaziergangs durch dieses hübsche Lagunenstädtchen hat es anfangs nicht wenig geregnet. So viel, dass ich nach ein paar Minuten die Spiegelreflexkamera endgültig weggepackt habe und erst wieder nur Fotos mit dem Handy gemacht habe. Denn die wasserfeste Kompaktkamera hatte ich nicht dabei. Wurden trotzdem genug Fotos, um die Auswahl mal wieder recht schwer zu machen. Und auch der Regen konnte dem Reiz des Ortes nichts anhaben.

Comacchio ist oder eher war wie Venedig eine Lagunenstadt und ist ebenso von Kanälen durchzogen. Vom Flair her hat es mich jedoch eher an Burano erinnert. Das ja auch sehr nett ist. Die zur Provinz Ferrara gehörige Stadt mit nicht ganz 22.000 Einwohnern liegt südlich des Podeltas und etwa 30km nördlich von Ravenna. Die Trockenlegungsmaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts bewirkten, dass Comacchio heute am nördlichen Rand der Valle de Comacchio, also des Lagunenbeckens, liegt. Ursprünglich wurde die Stadt auf 13 Laguneninseln errichtet, war nur über Brücken oder auf dem Wasserweg erreichbar und ragte wie eine Halbinsel in die Valle hinein. Zum Stadtgebiet gehören ebenso ein Hafen und mehrere Strände an der Adria sowie etliche Dörfer. Und eine ehemals wichtige und heute aufgelassene Saline. Die Stadt selbst liegt ein paar Kilometer vom Adriastrand entfernt landeinwärts.

Während der römischen Epoche war Comacchio ein wichtiger Handelsplatz für Salz. Davor gab es bereits griechische und etruskische Ansiedlungen. Bereits Anfang des 8. Jahrhunderts wurde es in lombardischen Kapitularien als Stadt erwähnt. Es war eine der Metropole Ravenna unterstellte bischöfliche Diözese und besaß eine der größten Kriegsflotten der nördlichen Adria. Die günstige Lage und der hauptsächlich vom Salz herrührende Wohlstand sorgten die nächsten Jahrhunderte immer wieder für Begehrlichkeiten anderer Mächte, gegen die sich zu wehren die Stadt nicht immer erfolgreich war, wie etwa 946 gegen Venedig. Zunächst also Handelsemporium des Mittelalters, ab Mitte des 13. Jahrhunderts dann der Herrschaft der Este und ab 1597 dem Kirchenstaat unterstellt. Bis zu Napoleon, dem dann bis 1848 die Österreicher folgten. Wer es noch genauer wissen will, sei auf den Wikipedia-Artikel zu Comacchio verwiesen.

So ziemlich das Erste, das wir nach dem Ufer der Lagune vom Kern Comacchios sahen, war die Trepponti. Die wohl bekannteste und meistfotografierte aller Brücken von Comacchio überspannt mit 5 Treppenarmen den Kreuzungspunkt dreier Kanäle. Über diese Brücke haben wir also die Stadt betreten. Und genau als wir davorstanden fing es an zu regnen. Die Fotos ohne Regen (und ohne Schirme) sind dann am Rückweg zum Parkplatz entstanden, da hatte der Regen wieder aufgehört.
Ein gutes hatte der Regen, menschenleere Fotos waren so etwas leichter zu bewerkstelligen 😉
Die Lagune von Comacchio ist auch bekannt für ihre vielen rosa Flamingos. Wir haben sie leider nur in Überlebensgröße auf diesem Plakat gesehen.
Und immer wieder besonders schöne Ziergitter vor den Fenstern und über den Türen und auch an Balkonen etc.
Die Getreideloggia, die als Armen-Getreidespeicher erbaut wurde. Die offene Halle im Erdgeschoss unter dem eigentlichen Speicher dient heute dem benachbarten Café als Freisitz. Direkt daneben der im Bild rechts nur angeschnittene Uhrenturm. Der links erkennbare Turm ist der Glockenturm der Kathedrale.
Die Ende des 17. Jahrhunderts nach einem Erdbeben wiedererrichtete Arkade der Kapuziner führt stadtauswärts zur Wallfahrtskirche Santa Maria in Aulia Regia.

Bis zur Kirche sind wir jedoch nicht gelangt, sondern mitten in den Arkaden durch einen Durchgang abgebogen zur Manifattura dei Marinati. In dieser ehemaligen Fisch-Manirierungsmanufaktur und Großrösterei für Aal und Fisch ist nun ein Museum über die seit dem Mittelalter in der Gegend bedeutende Aalfischerei und die Haltbarmachung untergebracht.

Die 12 Schlote der Großkamine für die Röstung sind außen gut erkennbar. Neben den Aalen wurden auch Ährenfische geröstet und durch marinieren haltbar gemacht. Die Arbeit war sicher härter und weniger elegant als es das Szenenfoto aus einem Spielfilm mit Sophia Loren suggeriert, der Anfang der 1950er Jahre in der Manufaktur gedreht wurde.
Zu Kosten bekamen wir natürlich auch. Der Aal war jetzt nicht so meins, die marinierten Fischchen waren gar nicht so schlecht. Fanden allerdings die wenigsten.
Ein letztes freundliches Winken noch herauf zur Trepponti
und mit einem letzten Blick über die Lagune verlassen wir diesen hübschen Ort wieder.

Und fahren noch weiter zur Abtei von Pomposa. Aber das wird ein eigener Beitrag.

Und da Christopher dieses schöne Projekt Fotowalks auf seinem Blog Blitzeria.eu betreibt, wandert unser Regenspaziergang durch Comacchio jetzt noch dorthin. Schaut gerne dort vorbei, wo die anderen wohl so herumspaziert sind.

4 Kommentare zu „Über Treppen und Kanäle zum Aal in Comacchio“

  1. Der regen hat die Straßen und Kanäle Leergefegt.
    Oder war dort wirklich so leer…

    wunderschöne Locatione … man kann fast glauben das Du in Venedig warst
    Liebe Grüße czoczo

    1. Ganz so überlaufen wie Venedig ist der Ort nicht, aber es gab schon etliche Besucher. In diesem Fall war es tatsächlich der Regen, der alles leerfegte. Dafür gab es im Gegensatz zu Venedig immer wieder mal ein Auto direkt an einem der Kanäle geparkt.
      Liebe Grüße, heike

  2. Hallo Heike!

    Meine liebe Mutter will uns ja immer zu einer Reise nach Venedig überreden. Ich glaube, wir ändern den Ort – Venedig ist mir zu überlaufen 😀

    Richtig richtig schöne Bilder und ein toller Bericht!

    Danke fürs Mitmachen!
    Christopher

    1. Venedig ist schon nochmal eine Klasse für sich. Überlaufen ist es leider auch, da hast du ganz Recht. Mir gefiel Comacchio gut, trotz Regen. Die Saline hätte ich gerne noch gesehen, ging sich leider nicht aus. Und Ferrara ist nicht weit, das fand ich auch ganz toll.
      Liebe Grüße, heike

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