Endlich mal wieder Göttingen

Zum Monatsspaziergang im Juli gibt es ein paar ausgewählte Details eines heißen Nachmittags Anfang Juli in Göttingen zu sehen. Ich hatte ein paar Stunden Zeit, denn ich kam bereits zu Mittag von Bielefeld kommend am Bahnhof in Göttingen an, und die Freunde, die ich besuchen wollte kamen erst am Abend vom Urlaub zurück. Also habe ich meinen Koffer am Bahnhof in ein Schließfach gesperrt und bin nur mit dem Rucksack bei 30 Grad Sommerhitze durch Göttingen geschlendert. Ohne Blick in den Stadtplan, einfach nur treiben lassen. Immerhin war ich nicht zum ersten Mal in Göttingen, wenn auch der letzte Besuch bereits ein paar Jahre zurücklag. Aber beim so durch die Straßen schlendern kamen viele Erinnerungen wieder zurück, und ich habe meine Route dann doch nach und nach etwas gezielter gelenkt.

Leider kommen die lustigen Figuren an der Unterseite der Auskragungen beim rechten Haus nicht gar so gut zur Geltung.
Im Garten des Stadtmuseums ließ es sich im Schatten gut verweilen. Und Blütenpracht und Gebäudedetails erkunden. Das dazugehörige Nebengebäude war eine ehemalige Poststation. Die ehemalige spätmittelalterliche Zufahrt lässt sich gut noch am vermauerten Spitzbogen um die klassizistische Tür erkennen. Die Klappbretter bei den 3 Fensteröffnungen links davon sind auch interessant. Ich tippe auf eine Ausschank an dieser Stelle.
Der Hardenberger Hof hingegen war ein gräflicher Stadtsitz, 1592 erbaut und mit Übergang in städtisches Eigentum 1895 in ein Museum umgebaut. Der kleine Garten vor dem Museumseingang ist eine blühende Oase.
Ich erwarte jedesmal, dass der Eisenvogel abhebt.
Ein spätmittelalterliches Fachwerkhaus von mehreren, bei denen die Erdgeschosszone mit der ursprünglichen spitzbogigen Durchfahrt verändert wurde. Göttinger Fachwerk irritiert mich insofern, als spätmittelalterliches Fachwerk hier keine erkennbaren Überplattungen mehr hat. Ich habe den Verdacht, ich sollte mich mal wieder mit meinen Büchern über Fachwerkbau beschäftigen, vor allem mit dem Niederdeutschen Fachwerk.
Eine Fassade ganz anderer Art. Die Stadthalle nahe der Albanikirche wurde kürzlich modernisiert und die bauzeitliche Fassade um viel Geld erhalten und instandgesetzt. Ich mochte die bunten Platten schon immer, seit ich sie 2012 beim ersten Göttingenbesuch noch unsaniert erstmals sah. Und auch hier sehe ich plötzlich einen Quilt vor mir.
Wohlverdiente Pause bei Cappuchino und Rhabarberschorle und ein bisschen Stickerei im Café Botanik.
Näher als bis zum Café Botanik und dieser Tür bin ich dem Alten Botanischen Garten diesmal nicht gekommen. Denn gerade als ich noch eine Runde drinnen drehen wollte, wurde zugesperrt. Im Sommer Schließung erst bei Sonnenuntergang war wohl früher mal.
Es ist eh langsam Zeit zum Bahnhof zurückzugehen und meinen Koffer und die mit einem verspäteten Zug vom Flughafen heimkehrenden Freunde abzuholen. Noch das eine oder andere Detail am Wegesrand.
Malwerke an einem leerstehenden Haus, with Love from Göttingen (steht auf den Aufklebern mit Rettungsring). Es war nicht das einzige gemalte Bild, aber dieses hier gefiel mir am besten.
Abendausklang im Garten der Freunde. Die Bienen holen sich gerade ihr Abendessen.

Kristina Schaper sammelt wieder alle Monatsspaziergänge, mal sehen wo die anderen im Juli herumspaziert sind. Bis zum nächsten Mal, es war mir wie immer eine Freude!

8 Kommentare zu „Endlich mal wieder Göttingen“

  1. Göttingen – da gibt es zwei Assoziationen: einmal das Chanson von Barbara ( hier mein Post über sie: https://lemondedekitchi.blogspot.com/2018/06/great-women-143-barbara.html ). Dann der Biedermeiergranatschmuck, dort anlässlich einer Hochzeit antiquarisch erworben & von der Schwiegermutter auf mich übergegangen. Die Stadt selbst kenn ich nicht, scheint aber so typisch mitteldeutsch zu sein wie ja viele namhafte Städtchen mit großem intellektuellem Hintergrund aus der Zeit vor der Reichsgründung. Danke fürs Mitnehmen!
    GLG
    Astrid

    1. Wäre die Freundin nicht 2012 nach Göttingen gezogen wäre ich vermutlich bis heute noch nicht dort gewesen. So konnte ich immerhin ein paar wenige Male einen Besuch dort machen. Und feststellen, dass Stadt und Umgebung einiges Schöne und Interessante bieten. Ich mag ja diese mittelgroßen, mittelwichtigen, mitteldeutschen Städtchen 🙂 Biedermeiergranatschmuck wurde es bei mir nicht, aber Göttingen scheint meine Stadt für den Erwerb vom Füllfedern zu sein 😉
      Liebe Grüße, heike

  2. à göttingen, à göttingen… ich habe fast sieben jahre jahre dort gelebt und mag die stadt immer noch so gerne. schön, dass ich bei dir mitspazieren durfte! wir lebten als studentInnen in so einem alten fachwerkhaus unterm dach direkt neben dem „schwarzen bär“, der heute leider völlig verfällt.
    im café botanik war ich lange nicht mehr, das wäre ein ziel für einen schönen ausflug. mit dem ice ist es von hier nur eine stunde entfernt und dein beitrag hat mich jetzt wohl dazu aufgefordert!
    schöne fotos, von denen ich einiges wiedererkannt habe, einiges auch nicht. mitte der 1970er jahre haben wir dafür gekämpft, dass nicht noch mehr fachwerkviertel abgerissen wurden, wie schon in den jahren zuvor. das gesamte nicolaiviertel sollte damals neubauten weichen – heute unglaublich! aber es steht noch!! ich bin gespannt, ob es mein lieblingsantiquariat „hölty“ dort noch gibt.
    liebe grüße und danke für die erinnerungen, die dein bericht bei mir ausgelöst hat!
    mano

    1. Ich habe noch viel mehr Fotos und auch geplant abseits des Monatsspaziergangs noch einen Beitrag zu Göttingen zu machen. Mal sehen, wann ich dazukomme, denn die Beiträge zu Unterwegs stauen sich ziemlich. Der kürzliche Besuch hat auch bei mir Erinnerungen geweckt an die vielen Ausflüge die wir im August 2012 bei einem einwöchigen Besuch mit der Freundin unternommen haben. Documenta Kassel natürlich, aber auch Duderstadt, Goslar, Kloster Walkenried. Und natürlich die Alte Unibibliothek und einiges andere in Göttingen. Zum Studieren war es sicher eine tolle Stadt. Und den Kampf um die historischen Profanbauten kann ich mir lebhaft vorstellen, gerade in den 1960er und 70er Jahren war man ja progressiv und wollte das Alte loswerden und überhaupt alles autogerecht machen. Da wurde vielerorts noch viel mehr zerstört als durch die Bombadierungen des 2. Weltkriegs. Danke also für euren Einsatz 🙂
      Liebe Grüße, heike

  3. Beruflich früher in Göttingen ab und an und da leider immer nur kurz dort. Denn eigentlich wäre mein Vater gern dort geblieben. Und hat immer viel erzählt, daher wollte ich immer mehr ansehen.
    Gut, dass ich bei Dir jetzt wunderbare Fotos ansehen könnte. Das mit den Fachwerkhäuser und der fehlenden Überlappung hab ich nicht ganz verstanden (und das Sauerland ist ja auch voller großer Fachwerkhäuser 😊 aber natürlich mit ganz anderen Stil und wohl mehr praktisch aussehend)
    Ganz liebe Grüße (muss auch noch zum Unterwegs Blog hüpfen – warum hast Du den eigentlich nicht auf dieser Website „verlinkt“?)
    Nina

    1. Oberdeutsches Fachwerk vor 1600 hat oft so Überplattungen, an denen man es ganz gut datieren kann. Das in Göttingen sieht gezapft aus. Also mit Zapfen an der Verbindung. Aber meine Vorlesungen zu Fachwerk sind echt schon lange her, eine Auffrischung des Wissen wäre auch mal wieder gut.
      Ein Besuch in Göttingen lohnt sich immer. Vielleicht kommst du ja doch noch mal hin.
      Der Unterwegs Blog ist nicht direkt verlinkt, aber in der seitlichen Blogleiste scheint zumindest der neueste Blogbeitrag auf.
      Liebe Grüße heike

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