Kreuz und quer durch die Kartause Mauerbach

Dass ich eine Jahreskarte des steirischen Landesmuseums Joanneum besitze, habe ich glaube ich schon mal erwähnt. Und schon muss ich mich berichtigen, es heißt inzwischen Universalmuseum Joanneum. Jedenfalls gibt es für Jahreskartenbesitzer jeden Monat besondere Aktionen, Spezialführungen und dergleichen. Bisher habe ich dieses Angebot recht selten genutzt, obwohl ich seit Jahren meine Jahreskarte verlängere. Aber bei einer Aktion Ende April, da musste ich mit. Nämlich als das Kunsthaus anlässlich einer sich in Vorbereitung befindenden Ausstellung einen Ausflug zur Kartause Mauerbach machte und neben Mitarbeitern auch interessierten Jahreskartenbesitzern eine Mitfahrt anbot. Und da ich da seit Jahren mal hin wollte, habe ich die Gelegenheit natürlich genutzt, habe mich angemeldet und bin mitgefahren.

Die Kartause Mauerbach befindet sich westlich von Wien in Niederösterreich und wird seit 1984 vom Bundesdenkmalamt als Informations- und Weiterbildungszentrum genutzt. Und schon ist vermutlich allen klar, warum ich, mal abgesehen vom bauhistorischen Interesse, da hinwollte. Es gibt dort einige Werkstätten, in denen in Kursen historisches handwerkliches Wissen vermittelt wird. Seit 2017 gibt es dort auch die European Heritage Academy. Mehr Info und das Kursprogramm ist auf der Seite des BDA zu finden. Dort findet sich auch eine umfassende Abhandlung zur Geschichte des Klosters, ebenso auf Wikipedia.

Quelle und Credits: BDA
Das Adlertor ist der Zugang zum Prälatenhof. Der Prälatenhof lag während der Zeit als Kloster außerhalb der Klausur und beherbergte den Kaisertrakt, den Gästetrakt und die Prälatur.
Der Prälatenhof
Und auch hier im Prälatenhof am Zugang zum Kaisertrakt wieder ein aufwändiges Portal.
Die Kirche von außen, die Fassade die man der Außenwelt gezeigt hat, mit dem Zugang zum Laienbrüderteil.
Während der Zeit als Armenspital waren im Laienteil der Kirche zusätzliche Ebenen eingezogen. Bei der Sanierung hat man zwar die Zwischenebenen wieder entfernt, jedoch nicht alles rekonstruiert, sondern bewusst Spuren dieser Zwischenphase gelassen.
So sah das dann aus mit der zusätzlichen Ebene während der Nutzung als Armenspital. Quelle historisches Foto: BDA
Hier sieht man ganz schön, wie die Untergrundkonstruktion für so ein Säulenkapitel aus Stuck aufgebaut ist. Beachtenswert ist auch die Grisaille-Malerei, die hier eher in Braun- als in Grautönen ausgeführt ist.
Eine Besonderheit, die sich anscheinend nur bei Kirchen des Kartäuserordens findet, ist der Kreuzganglettner. Der Kreuzgang durchschneidet als räumliche Barriere die Kirche und teilt sie somit in den Teil für die Mönche und den für die Laien. Die Decke geht durch. Während die Lettner in den meisten anderen Klosterkirchen verschwanden, als man die Liturgie wechselte, war diese Art Lettner kaum zu entfernen und blieb so erhalten.
Die Sakristei mit einem Teil der Ausstellung zum Thema „Care and Repair“
Der Zugang zum Kaisertrakt und zur Prälatur vom Kloster aus.
Der Kreuzgang mit den Zugängen zu den Zellen, die als kleine Häuschen an den Kreuzgang angebaut sind.
Im vom Kreuzgang umschlossenen Hof erkennt man die enorme Größe des Kreuzgangs.
Mittendrin eine kleine Kapelle. Der Chor als verbliebener Rest einer gotischen Kapelle erhielt eine Fassade und blieb so erhalten.
Der Chor der Kirche mit der angebauten Sakristei.
Und das Refektorium, also der Speisesaal der Mönche. Während des 2. Weltkriegs diente das Refektorium als Operationssaal.
Zwischendurch eine kleine Stärkung, während einige Reden zum Thema unseres Besuchs abgehalten wurden.
Dei Mauerbacher Fischli haben sehr gemundet. Das Hefegebäck in Fischform wird immer noch von einem ortsansässigen Bäcker hergestellt.
Das ist Emil, der Denkmalhund. Mit Herrchen Christoph Bazil, dem Präsidenten des Bundesdenkmalamtes, ist er immer unterwegs zu Denkmalen und hat seine eigene Rubrik in der hauseigenen Zeitschrift Denkmal heute.
Die gut ausgestattete Lehrschmiede. In der wir natürlich eine Schmiedevorführung bekamen. Da da aber so viele Leute standen, gibt es nur ein Foto von kurz vor der Abfahrt, als der Raum leer war.
Der temporäre Arbeitsplatz einer Restauratorin. Mennige als Rostschutz bei einem Eisenobjekt, das Teil einer baldigen Ausstellung im Grazer Kunsthaus werden soll. Um hier mal ein bisschen einen Teaser auszulegen 😉
In den Kellergewölben standen noch weitere interessante Objekte herum.
Zum Abschluss gab es noch eine Führung durch das Kloster und die Ausstellungen.
Ein kleiner Ausschnitt der Holzböden. Es gab so viele tolle Sachen und Nachweise großartiger Handwerkskunst zu sehen, ich kann gar nicht alles zeigen.
Zuletzt durften wir auch noch in den abgeschlossenen Kaisergarten, der nach alten Stichen und Unterlagen rekonstruiert wurde.

Das war ein toller Ausflug. Ich habe viel gesehen und Neues gelernt. Auf die kommende Ausstellung im Kunsthaus Graz bin ich nun schon sehr gespannt, die bei diesem Ausflug gezeigten Vorbereitungen waren schon mal sehr interessant. Ich werde berichten.

Und da dieser Ausflug einen ausgedehnten Nachmittagsspaziergang kreuz und quer durch Gebäude und Gelände der Kartause Mauerbach beinhaltete, wandert dieser nun auch zum Monatsspaziergang bei Kristina Schaper und zu den Fotowalks bei Blitzeria. Bis zum nächsten Mal, es war mir wie immer eine Freude.

2 Kommentare zu „Kreuz und quer durch die Kartause Mauerbach“

  1. wirklich ein toller ausflug, bei dem ich liebend gern dabeigewesen wäre. die kartäuser waren in unserer gegend nicht verbreitet, nur im ostharz gibt es noch ein kloster (konradsburg), das sie zeitweise unter ihren fittichen hatten. das wollte ich schon lange mal besuchen und jetzt nach deinem bericht plane ich den besuch noch in diesem sommer.
    die alten gemäuer gefallen mir sehr und ich finde es toll, dass dort traditionelle handwerkstechniken vermittelt werden, denn viele der alten berufe sterben ja aus. der kreuzgang ist wirklich beeindruckend und ich stelle mir gerade vor, wie die mönche in ihren kleinen zellen im winter gefroren haben müssen. deine fotos zeigen viele aspekte der kartause. mein lieblingsbild ist definitiv das mit den mennige-pinseln und natürlich der klostergarten inmitten dieser imposanten alten mauern.
    die ausstellung care and repair würde mich auch sehr reizen, ebenso natürlich die geplante in graz. leider alles ein bisschen zu weit weg von mir.
    danke fürs mitnehmen!
    ich schicke viele liebe grüße ins nachbarland.
    mano

    1. Die Mönche hatten es recht komfortabel, die einzelnen Zellenhäuschen waren etwa 90 qm groß. Vorraum und 2 Wohnräume, der Schlafraum mit Betplatz hatte Holztäfelung. Es gab eine Feuerstelle. Und jeder hatte einen kleinen Garten hinten hinaus. Auch die sonstigen Details im Kloster schienen mir eher opulent. Schweigeregel gab es aber, deshalb auch die Einzelzellen.
      Bei mir wurde verschütt gegangenes Vorlesungswissen über Klosterbau im Mittelalter wieder ein bisschen reaktiviert, arg wie viel man über die Jahre vergisst.
      Ich bin gespannt auf deinen Bericht, ob die Kartause in deiner Nähe auch ähnlich opulent war oder doch näher am klösterlichen Gedanken. Bei Mauerbach denke ich, dass es die Nähe zum habsburgischen Kaiserhaus war, wodurch das Ganze etwas üppiger ausfiel.
      Liebe Grüße aus dem Süden in den Norden, heike

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner