Von buntem Glas, versehrten Männern, liegenden Frauen und Feuerhaar

Neben historischen Bauwerken und Details und dem einen oder anderen Pflänzchen wurden bei unserem Spaziergang durch Bamberg letzten Samstag auch die einen oder anderen Kunstwerke festgehalten. Hin und her überlegt und für zu schade befunden, sie kommentarlos auf der Festplatte verstauben zu lassen. Also sortiert, ein bisschen aufpoliert und beschlossen, ihnen einen eigenen Beitrag zu gönnen. Und gleich noch ein paar schon länger auf der Festplatte schlummernde Fotos entstaubt. Denn diese Kunstinstallation im Dom hatte mich ziemlich fasziniert damals. Deshalb gibt es hier nun neben den Fotos vom 18.3.2023 auch noch ein paar vom 16.8.2012 zu sehen.

Die ehemalige Spitalkirche St. Elisabeth in der Oberen Sandstraße wurde 1354 geweiht. Das heute vorhandene Langhaus stammt von 1493, der Chor entstand um 1400 und ist somit etwas älter. 1883 wurde sie nochmals eingeweiht, nachdem sie nach der Säkularisation 1803 die nächsten 80 Jahre als Zucht- und Arbeitshaus gedient hatte (Quelle). Im direkt anschließenden ehemaligen Elisabethenspital befindet sich übrigens seit 1753 ein Zuchthaus bzw. inzwischen Justizvollzugsanstalt. Wohl die JVA mit dem hübschesten Blick, denn von den flussseitigen Räumen hat man einen direkten Blick auf die Klein-Venedig genannte ehemalige Fischersiedlung mit ihren malerischen Häuschen.
Und warum lasse ich mich jetzt lang und breit über ein Bauwerk aus, wo ich doch über Kunst berichten wollte? Weil St. Elisabeth seit kurzem einen Zyklus an Glasfenstern des Künstlers Markus Lüpertz beherbergt. Worauf man gleich neben dem Portal aufmerksam gemacht wird.
Die Ausstattung der Kirche ist neugotisch und stammt aus der Zeit der Wiederweihe. Die Kirche wurde in den letzten Jahren saniert. Die neuen Fenster gehen auf eine langjährige Initiative zurück (unter dem Link ist auch meine Quelle zu den Infos über die Fenster zu finden).
Die 8 Fenster wurden von 2019 bis 2022 in der Finanzierung durch Spenden geschuldeten Etappen eingebaut. Hier die beiden Fenster im Langhaus. Die Motive stellen 7 Szenen aus dem Leben der Hl. Elisabeth verbunden mit den sieben Werken der Barmherzigkeit dar. Links „Hungrige speisen“, rechts das 8. Fenster tanzt aus der Reihe mit dem Bibelspruch „Was ihr den Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“.
Links „Gefangene besuchen“ (sinnigerweise das Fenster, das Richtung JVA zeigt), rechts „Almosen geben“
Das hat schon was, Sonne die durch bunte Glasfenster scheint und Farbflecken auf den Wänden tanzen lässt 🙂
Der Centurione I von Igor Mitoraj ist ungleich hübscher als der Apoll und schlägt mit seinem Standort die Brücke von den Glasfenstern zum nächsten Kunstwerk, ebenfalls eine Skulptur. Steht er doch seit 2002 am kranenseitigen Beginn der Unteren Brücke. Und im Hintergrund ist auf der gegenseitigen Flussseite das Walmdach und die gelbe Barockfassade der JVA zu erkennen. Wir gehen auf dieser Flusseite Richtung Holzmarkt weiter.
Denn am Holzmarkt residiert seit 1998 die Liegende mit Frucht von Fernando Botero.
Nie zuvor hatte ich mir die Skulptur so genau angesehen wie diesmal als ich Fotos aus vielen Perspektiven gemacht habe. Aus ihrem Gesichtsausdruck werde ich nicht schlau.

Und dann habe ich mich an die Kunstinstallation erinnert, die vor Jahren den Dom zierte. Und wurde tatsächlich in den Fotoordnern fündig. Wenn ich nur überall so geordnet unterwegs wäre wie bei meinen Fotos 😉

Zum 1000-Jahr-Jubiläum des Kaiserdoms gab es 2012 eine Ausstellung mit dem Titel „Gegenüber – Moderne Kunst im Dom“. Leider hatte ich mir keine Notizen zu den Künstlern gemacht, und außer dass es einen Katalog gibt brachte die kurze Recherche keine Ergebnisse. Deshalb leider ohne Nennung der Künstler*innen. Ich habe nicht von allen ausgestellten Kunstwerken Fotos, es gab nämlich noch einiges mehr zu sehen. Und weil die Figuren tatsächlich so interessant waren wie in meiner Erinnerung, will ich sie euch nicht vorenthalten.

Und mit dem Bamberger Reiter aus ungewöhnlicher Perspektive verabschiede ich mich für diesmal.

Bis demnächst 🙂

5 Kommentare zu „Von buntem Glas, versehrten Männern, liegenden Frauen und Feuerhaar“

  1. wie gut, dass du die bilder nicht verstauben lässt, sondern hier zeigst. bei der von markus lüpertz musste ich grinsen, denn hier in wolfenbüttel hat er eine skulptur von wilhelm busch geschaffen, die zuerst vor dem schloss stand. inzwischen hat sie einen neuen standort vor dem bürgermuseum gefunden, lange nicht so attraktiv. ob das wohl mit den protesten gegen das „unschöne“ objekt zusammenhing?
    herrliche glasfenster, spannende skulpturen und tolle „korallen“ im dom – das alles gefällt mir bestens!
    liebe grüße
    mano

    1. Auch in Bamberg gab es reichlich Protest gegen den Apoll. Deshalb steht er wohl auch in dieser Nische entlang der Straße und nicht zentral am Vorplatz. Selbst die Glasfenster wurden heftig diskutiert. Zu modern für die Kirche, manche hätten lieber historisierendes gehabt. Es ist gut so, wie es jetzt geworden ist.
      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag, heike

      1. Ergänzung bzw. Berichtigung: Den Standort des Apoll in dieser Nische hat Lüpertz selbst festgelegt. Ursprünglich geplant war ein etwas zentralerer Standort am Platz. Danke Lore für die Info.

  2. wau …
    also schon alleine wegen den Buntfenster in St. Elisabeth Kirche ist die Reise nach Bamberg wert zu machen. Ich bin gespant ob ich mir das ganze irgendwann Live anzusehen werde… ich hoffe.

    Tolle Beitrag ! DANKE!
    Liebe Grüße czoczo

    1. Die Lüpertz-Fenster sind neu, sonst gibt es recht viel wunderschönes Altes in Bamberg zu sehen, ein Besuch zahlt sich auf jeden Fall aus.
      LG heike

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