Der Dom zu Bamberg, Alte Hofhaltung und Neue Residenz

Der Bamberger Dom ist die Kathedrale des Erzbistums Bamberg. Kaiserdom ist er aufgrund des Gründerpaars, die später heiliggesprochenen Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde. Deren Grabmal ist dann auch im Dom direkt vor dem Ostchor zu finden. Der ursprüngliche Kaiserdom brannte jedoch zweimal ab. Das heutige spätromanisch-frühgotische Bauwerk wurde 1237 geweiht.

Zum Überblick 🙂
Läuft man den Domberg auf der Karolinenstraße hoch, hat man erstmal den sehr abschüssigen weiten Domplatz mit der Neuen Residenz rechts und der Alten Hofhaltung links im Blick. Vor allem der Vierzehnheiligen-Pavillon hat durch seine Höhe, die durch den geländebedingten hohen Sockel nochmal mehr betont wird, eine ziemliche Präsenz. Was man hier am Foto nicht so wahrnimmt, ist dass von unten und von rechts kommend immer wieder Autos mit ungebremster Geschwindigkeit über den Platz brettern, der Domplatz also keinesfalls so verkehrsberuhigt ist wie er hier am Foto wirkt und wie man es sich wünschen würde.
Erst wenn man nach der Gebäudeecke nach links blickt, kommt der Dom ins Blickfeld. Auch hier macht sich das Gefälle bemerkbar, der Ostseite ist hier eine Terrasse vorgelagert.
Eine der beiden Domkröten vor dem Eingang an der Ostseite. Bevor die Witterung der Skulptur, die anscheinend noch vom Vorgängerbau stammt, zusetzte, war sie glaube ich mal ein Löwe. Und eine Markierung für Gerichtbarkeit.
Das derzeitige Eingangsportal, die Marienpforte an der Ostseite des nördlichen Seitenschiffs.
Bevor wir jetzt allerdings hineingehen noch ein bisschen Info über den Dom. Mit Spiegelung der Neuen Residenz.
Blick im Hauptschiff Richtung Westen und Westchor.
Blick Richtung Osten und Ostchor. Die farbige Ausgestaltung der Chorkuppel stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Aufmerksame haben es bemerkt, der Dom hat 2 Chöre. Wenn man ein bisschen genauer schaut, kann man auch in etwa den Baufortschritt erahnen. Der Ostchor hat noch Fensteröffnungen mit Rundbogen, ist also noch romanisch. Der Westchor hat bereits leichte Spitzbögen, ist also frühgotisch und demzufolge später gebaut. Der Schluss liegt nahe, dass der Dom von Osten nach Westen gebaut wurde. Irgendwann habe ich das mal alles gewusst, wir hatten einige Vorlesungen zur Bau- und Restaurierungsgeschichte des Doms. Allerdings ist das 20 Jahre her, man möge mir also verzeihen, wenn ich nicht allzusehr in die Tiefe gehe. Ich könnte auch recherchieren und die alten Unterlagen ausgraben, aber gar so genau wollt ihr es vermutlich auch nicht wissen. Außerdem sei auf den sehr informativen Eintrag im Historischen Lexikon Bayerns und den Wikipedia-Eintrag zum Bamberger Dom verwiesen.

Der Marienaltar stammt von Veit Stoß.
Die einzigen erhaltenen, stark verblassten Reste der ursprünglichen Farbigkeit des Doms.

Der Dom war ursprünglich nicht steinsichtig. Der heutige Zustand ist dem 19. Jahrhundert und König Ludwig I. zu „verdanken“. So ein Bauwerk, und gerade eine Bischofskirche, ist natürlich immer auch den Moden der Zeit unterworfen. Der mittelalterliche Dom war polychrom. Dann kam irgendwann die Phase des Barock. Neue Altäre mussten her, die alten, nicht mehr schicken, wurden eingelagert oder gar verkauft. Der Dom wurde neu angestrichen, und das mehrmals. Schließlich musste ja auch der Kerzenruß immer wieder übertüncht werden. Irgendwann im 18. Jahrhundert war er wenn ich mich richtig erinnere auch mal geweißelt. Unter König Ludwig I. sollte der Dom dann wieder prächtig herausgeputzt werden. Man beauftragte zunächst den Architekten Alexander von Heideloff. Der vertiefte sich in das Bauwerk, machte ein paar neugotische Zutaten, entdeckte unter all den Farbschichten die mittelalterliche farbige, wenn auch verblasste Herrlichkeit und fing hier am Westchor an freizulegen. König Ludwig ging das nicht weit genug, er war der Ansicht, dass eine mittelalterliche Kirche steinsichtig zu sein hatte. Heideloff wurde der Auftrag entzogen, und Friedrich von Gärtner war nun federführend. Nun wurde der Dom tatsächlich „purifiziert“. Als man damit fertig war, hatte der König jedoch schon wieder das Interesse verloren. Da stand man nun mit einem kahlen, kalten, bis auf die steinernen Gebeine abgekratzten Dom. Wenn man nicht die bereits von Heideloff freigelegten Flächen belassen hätte, hätte man heute nicht einmal eine Ahnung von der ursprünglichen Buntheit.

Egglesia und Synagoge an der südlichen Seitenwand des wegen der darunterliegenden Krypta erhöhten Ostchors. Die beiden Figuren gehören eigentlich zum Fürstenportal. Dort wurden allerdings Kopien angebracht und die beiden Figuren zum Schutz in das Dominnere verbracht. Das etwas unmotiviert wirkende Säulenkapitell an der Chorwand im Hintergrund stammt daher, dass man sich lange nicht entscheiden konnte, ob der Chor nun eine hölzerne Flachdecke oder ein steinernes Gewölbe erhalten sollte. Eingedenk der vorangegangenen Brände entschied man sich dann schlussendlich für das teurere Gewölbe, die teilweise bereits errichteten Säulen für eine Flachdecke wurden jedoch nicht rückgebaut.
Und der berühmte Bamberger Reiter. Der ebenfalls polychrom gefasst war (also bunt angefärbelt) und immer noch an seinem ursprünglichen Platz steht. Und von dem keiner weiß, wen er darstellt. Viele wurden schon genannt. Die letzte ernstzunehmende Theorie, die ich mitbekam, meinte es handle sich um König Stephan I. von Ungarn. Mir ist vollkommen egal wen er darstellt, ich mag die gesamte Skulptur inklusive Konsole mit grünem Mann.
Der derzeitige Ausgang ist über das Adamsportal an der Südostecke. Die Figuren stellen von links nach rechts den heiligen Stephanus, das Gründerpaar Kunigunde und Heinrich, dann auf der anderen Seite den heiligen Petrus, Adam und Eva dar.
Blick nach oben und ein kleiner Eindruck von der Bauplastik des Ostchors. Die ebenfalls noch eher romanisch als gotisch ist.
Das Fürstenportal an der Nordseite mit den Kopien von Egglesia und Synagoge. Im Obergaden (das ist der Bereich des Hauptschiffs über dem Dach des Nebenschiffs bis zur Traufe) sind ein paar rötliche Steine zu erkennen. Das sind durch einen Brand gerötete Steine.
Zwischen dem Dom und der Alten Hofhaltung hindurch gelangt man zu den Domherrenhöfen. Wir sind jedoch zunächst in den Hof der Alten Hofhaltung.
Die Neue Residenz gegenüber lässt auch mehrere Bauphasen erkennen. Ganz links ist ein geschwungener Renaissancegiebel gerade noch zu erkennen. Das ist der älteste Teil von kurz nach 1600. Um die Ecke, frontal im Blick und im rechten Winkel dazu mit dem Vierzehnheiligenpavillon als Abschluss ist barock. Und von Leonhard Dientzenhofer. Es gibt einige Prunksäle zu besichtigen, außerdem beherbergt der Komplex die Staatsgalerie und die Staatsbibliothek. Und einen wunderschönen Rosengarten mit Teepavillon und Blick über die Stadt und zum Kloster Michelsberg.
Davor residierten die Bischöfe in der Alten Hofhaltung. Heute ist hier das Historische Museum untergebracht. Und in den großen Stall- und Lagergebäuden um den großen Hof Werkstätten und Wohnungen.
Was der Wilde Mann und die Wilde Frau, zu beiden Seiten des Portals liegend, wohl zu bedeuten haben?
Von hier sind endlich auch alle 4 Türme des Doms gut zu sehen.
Über die kleinen Gässchen mit den Domherrenhöfen…
… haben wir schlussendlich den historischen rechtlichen Dombezirk durch das nunmehr torlose Portal bei St. Jakob verlassen.

Ich hoffe dieser kleine Exkurs zum Bamberger Dom hat euch gefallen und ihr seid nicht zu erschlagen von all den Informationen.

Dieser kleine Spaziergang rund um den Kaiserdom wandert nun noch zu den Fotowalks bei blitzeria.eu.

4 Kommentare zu „Der Dom zu Bamberg, Alte Hofhaltung und Neue Residenz“

  1. ich glaube, ich muss nochmal wiederkommen, um alle bilder und infos genauer anzuschauen. oder natürlich noch besser: endlich einmal selbst hinfahren, denn der dom ist ja wirklich ein ganz besonderes gebäude mit den vier türmen und den zwei chören.
    liebe grüße
    mano

    1. Selbst hinfahren und anschauen ist am besten. Ich konnte ja nur einen Bruchteil abbilden. Vom Dom und vom Stadtspaziergang. Der Dom hat auch noch viel mehr zu bieten. Als Studenten der Denkmalpflege waren wir dann auch mal in Bereichen, wo man normalerweise nicht hinkommt, zum Beispiel im Dachwerk. Sehr interessant war das. Aber auch die öffentlichen Bereiche sind noch einige mehr als gezeigt.
      LG heike

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