Burg im Regen

Den Tag des Denkmals mag ich nicht erst seit dem Denkmalpflegestudium und den wenigen Gelegenheiten, als ich Führungen zum Tag des Denkmals abhalten konnte. Und alljährlich durchforsten wir das Programm und versuchen zumindest einen der Programmpunkte, wenn nicht gar mehrere, zu erleben. Im Gegensatz zu Deutschland findet der Tag des Denkmals in Österreich erst am letzten Sonntag im September statt. Im vergangenen Jahr 2022 war das der 25. September.

Beim letzten Tag des Denkmals sprach uns von all den Angeboten die Burg Neuhaus in der Nähe des Stubenbergsees am meisten an. Auch die Familie war interessiert, und so sind wir zusammen mit den Schwiegereltern und den beiden Schwägerinnen samt (Ehe)Partner ins oststeirische Hügelland gefahren. Das Wetter ließ allerdings zu wünschen übrig. War am Tag des Denkmals sonst meistens prächtigstes oder zumindest doch passables Herbstwetter, regnete es diesmal in Strömen. Trotzdem war die einsam über dem See gelegene Burg recht gut besucht. Vermutlich auch, weil die Burg in Privatbesitz ist und nur für diesen einen Tag zu besichtigen war.

Die 32m hohe Schildmauer, die den viergeschossigen Palas vor Angriffen von der Hangseite schützen sollte.

Die Burg Neuhaus wurde Mitte des 14. Jahrhunderts von einem Stubenberger erbaut. 1551 brannte sie erstmals ab, danach entstand die Burg, deren ruinösen Reste vor der Restaurierung noch vorhanden waren. Zumindest die Reste, die einen weiteren Brand nach Blitzschlag im Jahre 1800 und den fast 200-jährigen Leerstand danach überstanden. Als die jetzigen Besitzer die Burg 1982 erwarben, war sie eine Ruine. Seither haben sie Burg und drumherum wieder in einen teilweise bewohnbaren Zustand gebracht. Zur statischen Ertüchtigung wurden Betondecken eingezogen, erst danach konnte überhaupt wieder an eine Nutzung gedacht werden. Der Palas erhielt wieder ein Dach. Die Nebengebäude wurden wieder hergestellt. Für den Wiederaufbau wurden traditionelle Techniken und Materialien verwendet. Auch Abbruchmaterialien aus anderweitigen Umbauten und Abbrüchen kamen großteils zum Einsatz.

Ein Bild vom Beginn der Maßnahmen. Der Strauch- und Baumbewuchs war da bereits gerodet.
So sieht die Ecke heute aus.
Einige Räume, so wie hier im 1. Stock des Nebengebäudes, sind noch Baustelle.

Zu besichtigen waren am Tag des Denkmals auch nur die Nebengebäude, leider nicht der Palas. In den Nebengebäuden dafür unter anderem eine gerade fertiggestellte Ferienwohnung und der sog. Rittersaal. Zu sehen und zu entdecken gab es also genug.

Der gotische Spitzbogen in der innenliegenden Wand im Ferienapartment „Hungerloch“ dürfte mal Teil einer Außenwand gewesen sein. Vermutlich sogar das mittelalterliche Burgtor. Zumindest deuten die beiden Nischen in den Ecken, beide mit Vogelnest, auf eine Zugbrücke oder ähnliches hin.

Es war ein interessanter Ausflug, den uns auch das Regenwetter nicht vermiesen konnte. Und den wir mit einem guten Essen in der Nähe des Sees abschlossen. Und den Nichtsteirern und Nichtoberpfälzern lasse ich noch zum Üben das Wort des Tages da, viel Spaß mit dem Oachkatzlschwoaf.

Informationen zur Burg gibt es hier und hier. Da habe ich auch die obigen Daten her.

2 Kommentare zu „Burg im Regen“

  1. die besitzer haben sich da wohl einer lebensaufgabe gestellt. toll, dass sie das machen und diese burg wieder zum leben erwecken. danke für deine schönen bilder, besonders die details haben mich wieder magisch angezogen!
    liebe grüße
    mano

    1. Das ist tatsächlich eine Lebensaufgabe. Inzwischen hat der Sohn die Aufgabe übernommen, nachdem die Eltern bereits über 80 sind. Ich bewundere diese Hingabe. Vater und Sohn standen dann auch am Tag des Denkmals für Fragen bereit.
      LG heike

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