Das Geburtshaus von Jože Plečnik in Ljubljana ist nicht mehr erhalten, stattdessen steht dort eine Säule zur Erinnerung. Viel wichtiger als das Geburtshaus ist jedoch das Haus, in dem Jože Plečnik in den Jahren nach seiner Rückkehr nach Ljubljana 1921 bis zu seinem Tod 1957 gelebt hat. Und das ist erhalten. Und bestens konserviert. Immerhin hatte der Neffe, der es nach seinem Tod erbte, alles erhalten und außerdem Fotos von allen Räumen gemacht. Es kann also auch heute noch der Zustand gleich nach dem Tod von Jože Plečnik mit dem heutigen verglichen werden. 1971 ging das Haus in den Besitz der Stadt über und wurde zum Museum. 2009 wurde es zum Nationalen Monument erklärt und zudem saniert.
Das Haus befindet sich im vorstädtischen Bezirk Trnovo direkt neben der Pfarrkirche St. Johannes und unweit des Baches Gradaščica. Plečniks ältester Bruder, ein Priester, hatte das Haus in der Hoffnung auf die benachbarte Pfarrstelle gekauft und für sich und seine Geschwister vorgesehen. Er selbst zog nie ein. Ebenso die Schwester, die als einzige der Geschwister verheiratet war und deren Sohn Karel das Haus erbte. Der andere Bruder, ein Arzt und Pathologe, lebte auch nur kurz in dem Haus, seine Geselligkeit und Plečniks Ruhebedürfnis dürften nicht gut harmoniert haben. All das und noch ein paar Anekdoten mehr haben wir bei der sehr kurzweiligen Führung durch das Haus erfahren. Die Ausstellung in dem nicht von Plečnik bewohnten Teil des Hauses kann man ohne Führung besuchen. Will man jedoch das tatsächliche Haus des Architekten sehen und erleben, geht das nur mit Führung. Am besten frühzeitig anmelden, da die Besucherzahl bei den Führungen sehr begrenzt ist.
Plečnik zog 1921 in das Haus, das sein Bruder ein paar Jahre zuvor gekauft hatte. Eine Sanierung wurde ausgeführt, mit der Erstellung von eigenen Bereichen für alle vier Geschwister. 1923/24 wurde das Haus um einen zweigeschossigen Rundturmanbau erweitert. Plečnik wohnte im unteren Turmzimmer, der Bruder im oberen, jedoch nicht lang. Bis auf die Haushälterin, die im ursprünglichen Teil des Hauses wohnte, lebte Plečnik nun allein im Haus. Er blieb auch zeitlebens allein und lebte nur für seine Profession. 1926 wurde der seitliche überdachte Zugang und 1927 die verglaste Eingangsveranda angebaut. 1928 kaufte Plečnik das Nachbarhaus, das er allerdings vermietete. Durch die dadurch entstandene Vergrößerung des Gartens konnte er 1929/30 an der anderen Seite einen Wintergarten anbauen. 1931 wurde er nach dem Tod seines Bruders Eigentümer beider Häuser. Sein Haus war auch seine Spielwiese für Versuche, hier wurde einiges ausprobiert das dann bei anderen Projekten umgesetzt wurde. Und Überbleibsel von anderen Projekten wurden zuweilen eine weitere Zutat zum Haus.
Damit ihr euch auch ein Bild davon machen könnt, gibt es ein paar Fotos.
„A tower, a mule, me and the garden“ schrieb Plečnik 1908 an einen Freund. Bis auf den Esel hat er diese Vision seines Lebens umgesetzt.
Zur besseren Einordnung auch noch ein paar Bilder der Umgebung.
Das war ein schöner Spaziergang durch Haus und Garten und Umgebung. Und weil er so schön war, wird er nun auch noch mit Kristinas Monatsspaziergang im November verlinkt.
ich bin ganz entzückt von diesem haus und auch von der umgebung. der wintergarten und die innenräume sind recht karg, aber mir gefallen sie mit den schönen lichteinfälle und den schlichten holzmöbeln. die beiden studierplätze im schlaf- und studierzimmer möchte ich am liebsten sofort beziehen!!
und wenn der turm gänzlich mit herbstlich rotem wein bestückt ist, würde ich das museum wirklich gern einmal besuchen! aber wann komme ich schon mal nach ljubljana…
liebe grüße
mano
Das Haus fühlt sich tatsächlich weniger wie ein Museum und mehr wie ein gerade noch bewohntes Haus an. Was den besonderen Reiz dieses kleinen aber feinen Museums ausmacht. An die Zeichentische hätte ich mich auch am liebsten sofort gesetzt. Der Wintergarten wirkt nur deshalb leer, weil die zu überwinternten Pflanzen noch nicht eingeräumt sind. Aber er ist tatsächlich kein Wohnraum oder Palmenhaus. Während des 2. Weltkriegs wurde er als Zeichensaal benutzt, weil die technische Hochschule geschlossen war. Und ich hätte ihn am liebsten eingepackt und an unser Haus drangesteckt 😉
Ljubljana liegt keine 3 Stunden mit dem Zug von uns entfernt, und doch hat es 18 Jahre gedauert, bis wir nach einem kurzen Nachmittagsabstecher bei der Rückreise unser Vorhaben in die Tat umgesetzt haben, diese Stadt etwas länger zu besuchen. Es lohnt sich. Auch abseits von Plecnik.
LG heike
einpacken des wintergartens ist eine gute idee. mal sehen, wer schneller von uns ist. ;))
Liebe Heike,
endlich nehme ich mir die Zeit und besuche alle Monatslinks, die ich im November nicht mehr geschafft habe. Wieder so ein feiner Architekturspaziergang!
Was für ein spannendes Haus- das täte mir auch gefallen. So schöne Räume (ein wenig karg für meinen Geschmack, aber nichts ist schneller geändert als das :)) Wintergarten und den tollen Bücherschrank im Schlafzimmer und auch das Arbeitszimmer hätte ich gerne.
Ich bin schon sehr gespannt, wohin Du uns nächstes Mal mitnimmst 🙂
Herzliche Grüße
Kristina
Das Haus hatte und hat Atmosphäre, das macht es aus. Die Küche fand ich karg, die anderen Räume waren eigentlich gut so. Mir gefielen auch die ganzen Kleinigkeiten wie Studien und so, die herumstanden. Es war alles stimmig.
Ljubljana sollte dann bald mal abgeschlossen sein, ich überlege bereits, was ich bieten kann 😉 Immer machen wir ja nicht so tolle Ausflüge.
LG heike