Und noch eine Insel. Miyajima – noch ohne Bilder

Der südlichste Punkt unserer Reise war die vor Hiroshima gelegene Insel Miyajima. Gleichzeitig auch der westlichste. Und da wir nicht zu oft Hotel wechseln wollten, und danach ja eh wieder zurück mussten, haben wir das Ganze als Tagesausflug von Okayama gemacht. Einmal Shinkansen fahren ohne großes Gepäck. Bis Hiroshima. Danach noch ein Stückchen mit dem Lokalzug und 10 Minuten mit der Fähre übersetzen. Die tagsüber einen größeren Bogen und damit etwas näher an das im Meer stehende große Torii heranfährt. Dieses Torii gehört zum Itsukushima Shinto Schrein, der mit dem Meer auf der Vorderseite und dem Urwald des Berges Misen dahinter (Nationaler Schatz bzw. Naturschatz) mit einer Gesamtfläche von 431,2 Hektar seit 1996 als Weltkulturerbe eingetragen wurde. Das sind immerhin 14% der gesamten Insel. Bereits 1643 wurde Miyajima als eine der drei schönsten Landschaften Japans beschrieben.

Neben dem Itsukushima Schrein hat die Insel weitere Schreine und Tempel und Sehenswürdigkeiten zu bieten. Von denen wir immerhin ein paar gesehen haben.

Vom Fähranleger Richtung Schrein sind uns schon mal die ersten Vertreter des überall herumlaufenden zahmen Wilds begegnet. Die anscheinend ganz gerne Papier und Stoff anknabbern. Bei uns zum Glück nicht.

Bis wir uns durch die Omotesando Einkaufsmeile gekämpft hatten, war die Ebbe noch weiter fortgeschritten und das Torii fast schon zu Fuß erreichbar. Jedenfalls konnte man zum Fotos machen recht nahe dran. Das O-Torii, das große Tor, ist selbst noch einmal als nationales wichtiges Kulturgut erklärt. Das heutige Torii, das achte seit der Erbauung in der Heian-Zeit (12.Jh.), wurde 1875 errichtet. Es ist 16,6m hoch. Steht so auf dem Info-Zettel. Damit ist dann wohl die Höhe ab Boden der Bucht ohne Wasser gemeint. Der Dachbalken ist 24,2m lang. Das Tor steht übrigens durch sein eigenes Gewicht, immerhin 60t, wobei die zusätzlichen 7t Steine in einem Hohlraum des oberen Rahmen auch beitragen dürften.

Der Schrein selbst steht übrigens mit all seinen Gebäuden ebenfalls im Wasser. Bzw. schwebt auf hölzernen Plattformen darüber. Als wir dort waren, war allerdings gerade Ebbe und deshalb das Ganze etwas weniger spektakulär. Aber immer noch spektakulär genug, einschließlich der orangen Farbe. Vermillion wieder.

In seiner heutigen Form entstand der Schrein 1168. Wobei die Gebäudesubstanz sicher jüngeren Datums ist. Erhalt bedeutet in Japan nicht wirklich erhalten der Originalsubstanz, sondern erneuern in der alten Form. Übrigens entstand der erste Schrein bereits in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, genauer 593 (das englische Infoblatt bietet doch tatsächlich viel detailliertere Informationen als das deutsche 😉 ). Für die Umgestaltung 1168 war dann ein Taira-no-Kiyomori zuständig. Die Taira, die auch Heike genannt werden (ja, genau ;-), lagen mit den Minamoto im Clinch um die Vorherrschaft in Japan am Ende des 12. Jahrhunderts. Davon gibt es ein ganzes Epos, die Heike Monogatari. Nur so am Rande, weil ich das mit dem Namen so lustig finde. No na 😉

Neben dem Zugang zum Schrein kann man, so wie wir das erstmal gemacht haben, noch vor dem Besuch des Schreins über einige viele Stufen den über dem Schrein gelegenen Hokoku, oder auch Senjokaku, besichtigen. Eine Bibliothek buddhistischer Sutras. Dieser sehr große Pavillon oder eher Halle wurde 1597 von Toyotomi Hideyoshi errichtet, nach seinem Tod jedoch nicht ganz vollendet. Auch wenn zum Teil Deckenverkleidungen und so fehlen, ist das Bauwerk schon allein wegen seiner Größe ein beeindruckender Bau.

Direkt daneben steht eine fünfstöckige Pagode, deren Bau auf 1407 datiert wird.

Oben auf dem Berg Misen gibt es auch noch eine Tempelanlage. Da uns diese ebenso wie der Ausblick ans Herz gelegt wurden, war das nach dem Schrein als nächstes Ziel geplant. Was zu Fuß schon ein paar Stunden in Anspruch nimmt, kann man mit der Seilbahn abkürzen. Wenn man den Zustieg zur Seilbahn ein Stück den Berg hinauf durch den Momijidani-Park gemeistert hat. Ambitioniert haben wir nur das One-Way-Ticket gekauft, der Abstieg war zu Fuß geplant. Leider zog es bereits beim Anstieg zur Seilbahn zu und fing zu tröpfeln an. Was sich dann während der ersten Seilbahnfahrt zu Regen auswuchs. Die Seilbahn besteht übrigens eigentlich aus zwei Seilbahnen. Mit der einen überwindet man Höhenmeter, während die zweite nicht mehr gar so sehr an Höhe gewinnt, dafür ein gutes Stück über den Baumwipfeln überwindet. Dazwischen muss man umsteigen. Wenn das Wetter nicht ganz so mistig gewesen wäre, hätte man eine tolle Aussicht gehabt. Hatten wir nicht. Bucht und Meer und Ferne hat man nicht gesehen, alles im Dunst verschwunden. Dafür Baumwipfel und Regentropfen. Ganz oben auf der Bergstation hat es dann richtig geschüttet. Die Motivation auf einen Abstieg zu Fuß sank rapide. Und bevor wir dann vielleicht auch noch da oben festsaßen, weil inzwischen auch noch Wind aufgekommen war und das den Seilbahnbetrieb vielleicht einschränken könnte, sind wir lieber ganz schnell wieder runter. Immerhin hatten wir eine nette Seilbahnfahrt. Besonders die hinunter. Da haben wir uns nämlich die Kabine mit 4 Japanerinnen geteilt, die mit ein paar Brocken Englisch und Händen und Füßen ein Gespräch anfingen. Vor allem über Essen. Lustig war’s.

Der Berg Isen ist übrigens von einem alten Urwald bedeckt.

Immerhin war der Regen dann auch wieder vorbei, als wir unten ankamen, so dass wir zumindest den Daishoin Tempel noch geschafft haben. Eine recht große, ruhig gelegene Anlage mit vielen Skulpturen über das Gelände verteilt. Wirklich viele. Und so gut wie alle hatten Häkelmützchen auf. In verschiedenen Farben.

Und da es dann auch schon wieder nach 16 Uhr war und überall die Läden hochgeklappt wurden (oder eher die Rollo runtergelassen), haben wir geschaut, dass wir die nächste Fähre erreichen. Und den Anschlusszug. Hiroshima haben wir nicht gesehen, nur zum Umsteigen. Leider. Zumindest der Memorial Dome wäre eigentlich ein Muss.

Bilder folgen. Ganz sicher.

Mehr Artikel auch. Wir haben noch einiges in Planung. Also bleibt dran.

Heike

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