Takayama ist eine Stadt mit etwa 82.000 Einwohnern in der Provinz Gifu auf Honshu. Die Stadt liegt in einem Talkessel auf 573m Höhe in den Japanischen Alpen. Im Gegensatz zu den Europäischen Alpen ist die Gegend hier sehr schneesicher. Von Dezember bis April. Wie gut dass wir Ende Oktober waren. Das ist angeblich ein trockener Monat. Nur der Wettergott hatte das Memo anscheinend nicht gelesen. Denn wir sind im Regen aus dem Zug gestiegen und haben unser Quartier gesucht. Und haben dann mit Regenschirmen versehen die erste Stadtexkursion gemacht.
Welcome to Hida Takayama. Hida bezieht sich auf die historische Provinz Hida und wird verwendet, um Takayama von anderen Orten gleichen Namens zu unterscheiden. Touristen kommen vor allem wegen der historischen Straßenzüge mit alten hölzernen Kaufmannshäusern und Sake-Brauereien nach Takayama. Ein paar historische Tempel gibt es auch. Und zwei der bekanntesten Feste Japans finden hier statt, eines im April und eines im Oktober. Dabei sind auch wieder Umzugswagen mit Puppenautomaten im Einsatz. Es gibt ein eigenes Museum für die Umzugswagen. Da waren wir allerdings nicht drin, wie wir auch sonst wenig rundum gesehen haben. Einerseits weil wir erst nach 15 Uhr angekommen sind und in Japan die Gehsteige ja bereits ab 16:30 Uhr hochgeklappt werden, gepaart mit dem Regen und Kaffee statt Rundgang blieb da nicht viel am ersten Tag. Und am zweiten Tag waren wir lange im Hida no Sato Freilichtmuseum und hatten um 16:30 eine Sakebrauereiführung gebucht. Dazwischen haben wir uns durch Sanmachi, das Gebiet mit den beliebtesten und schönsten historischen Häusern, gewühlt. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn alle Touristen Takayamas waren anscheinend zur gleichen Zeit mit uns dort. Keine historischen Tempel, keine Museen und Ausstellungen diesmal für uns.Gleich mal einen Happen für den kleinen Hunger. Mochi mit Obstfüllung. Mochi sind kleine Reiskuchen aus Klebreis.Und gleich in der ersten Gasse die wir angesteuert haben war eine Garage für einen der Umzugswägen. Jetzt wo wir wissen was das ist fällt es uns natürlich gleich auf.Historisches Haus, sogar noch mit historischer Tür. Wobei die Häuser, wenn ich es mir richtig gemerkt habe, zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammen. Bemerkenswert finde ich immer die Dachlaternen, die Licht in die darunterliegenden Räume leiten. Die meisten der historischen Häuser sind Dunkelbraun, fast Schwarz, gestrichen. Manchmal ist aber auch eines in einem schönen Rot dabei. So wie dieses.Gleiche Gasse schräg gegenüber. Modernere Interpretation des hölzernen Fenstergitters, hier aus Metall. Und einer der allgegenwärtigen Getränkeautomaten. Ab der Regenstärke haben wir dann aufgegeben und das praktischerweise direkt aufpoppende Café angesteuert. Das zu unserem Glück noch auf hatte. Gerade noch so, weil es wie so ziemlich alles um 16:30 schloss. Japanische Öffnungszeiten sind uns ein ziemliches Rätsel. Und nicht nur einmal sind wir ein paar Stunden vor Ende der Öffnungszeit wieder hinauskomplimentiert worden, weil „Sold out“, oder doch vor verschlossener Tür gestanden.Windspiele aus Getränkedosen.In einem der weingen noch offenen Läden dann ein paar Untersetzer in Sashiko Stickerei entdeckt. Aber nur fotografiert, keine gekauft.Auch das Abendessen war eine Herausforderung, denn wir mussten erstmal die Straßen finden, wo es um 18 Uhr noch geöffnete Restaurants gab. Japanische Öffnungszeiten, ehschowissen. Das Ramenresti sah gut aus, also haben wir uns in der Reihe angestellt. Viele der japanischen Restis sind sehr klein, gerade einmal ein paar Sitzplätze, anstellen und etwas warten ist keine Seltenheit. Wir haben dann auch nicht mehr als 20 Minuten gewartet. Im Trockenen draußen vor der Tür, sogar mit Sitzhocker für die ersten 5 Wartenden. Und haben dann eine ganz nette Unterhaltung mit zwei Touristinnen aus Kalifornien angefangen. Der einen konnte ich drinnen dann auch die auf den Stoff ihres T-Shirts gedruckte Karte erklären. Eine historische Karte Deutschlands mit dem Fleckerlteppich an kleinen weltlichen und geistlichen Fürstentümern. So etwa frühes 19. Jahrhundert vermutlich, ganz genau habe ich nicht geschaut. Die Ramensuppen waren übrigens auch sehr fein.Noch auf ein Bier in eine Craftbeer Bar.Und wir sind vorbei an geschlossenen Läden wieder zurück zu unserem Zimmer in Bahnhofsnähe.
Am nächsten Morgen sind wir zu Fuß zum etwa 3km vom Stadtzentrum entfernten Hida no Sato Folk Village gegangen. Den Beitrag über dieses schöne Freilichtmuseum gibt es extra. Denn auch ohne die Fotos vom Freilichtmueseum wird das hier ein Bilder Overflow werden, wartet’s ab.
In der einen Straße mit den meisten historischen Häusern und den vielen Sakebrauereien waren dann auch die meisten Touristen. Wie nicht anders zu erwarten. Ihr seht dann auch nur sorgfältig mit einiger Warterei gemachte Fotos mit möglichst wenig Leuten drauf.
Kleine Stärkung zwischendurch mit gegrillten Mochi am Spieß.
Der Hof kann noch so klein sein, ein Baum passt immer rein. Und Katzenbildnisse gibt es auch überall.
Was wohl in den Fässern ist?Dunkle und helle Misopaste.Zwischen den traditionellen Holzhäusern dann auch immer wieder ebenso traditionelle gemauerte Häuser. Die alle diese dicken Läden vor Fenstern und Türen haben. In den Samureihäusern in Kanazawa war darin immer die Treasury ausgestellt. Es handelt sich also um Lagerhäuser für die wertvollsten Güter. Im Gegensatz zu den feuergefährdeten und auch immer wieder abgebrannten Holzhäusern sind diese gemauerten Gebäude um einiges feuerfester. Die andere hübsche Straße auch nochmal bei Tageslicht.Sakebrauereien erkennt man oft an den davor gestapelten Sakefässern. Aber nicht immer, wenn Sakefässer sich irgendwo stapeln, ist es eine Sakebrauerei. Manchmal ist es auch ein Schrein 😉 Siehe Meiji Schrein in Tokyo mit den gespendeten Sakefässern.Auf jeden Fall ein Erkennungszeichen ist der Ball aus Zedernholz. Bei der Brauereiführung wurde uns erklärt, dass der Ball aus frischen grünen Ästen aufgehängt wird, wenn nach den Wintermonaten der frische, junge Sake fertig ist und ausgeschenkt wird. Also ein bisschen wie bei den Buschenschanken das „ausgesteckt ist“, oder auch bei den Zeugelbrauereien in Nordbayern, wenn das Bier fertig ist. Der hier ist braun, weil gerade erst begonnen wird den neuen Sake zu brauen. Und Sake wurde und wird traditionell nur in den Wintermonaten gebraut. Einzig Großbrauereien mit industrieller Kühlung können das ganze Jahr über brauen.
Dann war es auch schon Zeit für die Brauereiführung mit anschließender Verkostung. Danach war es finster und wir hungrig, also haben wir uns vom Guide durch die Sakebrauerei ein Izakaya empfehlen lassen. Ohne diese Empfehlung hätten wir da vermutlich nicht hingefunden und wären wenn dann vermutlich auch nicht rein gegangen. Der Guide hatte uns zwei direkt nebeneinanderliegende angesagt, wir sind in die zweite Wahl gegangen und es war großartig. Der Wirt konnte kaum Englisch, gerade mal ein paar Wörter. Aber immer noch mehr als wir Japanisch. G** Translate half diesmal auch nicht wirklich weiter, weil es mit der handgeschriebenen Karte nichts anfangen konnte. Der Wirt hat uns dann mal das im Gedeck inbegriffene Amuse gueule hingestellt und uns Tempura empfohlen. Haben wir dann bestellt, dazu einen Sake. Und es war das beste Tempura, das wir bisher bekommen haben. Da das Izakaya in einer nicht wirklich touristischen Nebenstraße lag, waren wir erstmal die einzigen Gäste, dann kam noch ein einzelner Japaner hinzu. Wir saßen still und haben unser Tempura gegessen und dem japanischen Gespräch der beiden gelauscht. Also der Sprachmelodie. Ab und zu hat dann der Wirt oder auch der Gast mal versucht was auf Englisch zu sagen und zu fragen. Es war wirklich sehr nett. Und da wir anderntags recht früh mit dem Bus weiter nach Kanazawa gefahren sind, sind wir nach dem Abendessen auch gleich wieder zu unserem Zimmer.
Damit ist zwar der Tag zu Ende, aber noch nicht die Fotos. Die folgende Bilderflut gibt es unkommentiert, einfach nur Impressionen.
4 Gedanken zu „Tag 6 mit einem Rest von Tag 5 – Takayama“
Danke für die Bilderflut!
So besondere zwischenmenschliche Aktionen (wie Guide und Wirt) sind das das Salz in der Suppe. Und so interessant, was die Menschen vor den Häusern haben. Auf Motchis stehen meine Söhne auch, meines ist das nicht so.
Auf das Museum freue ich mich auch
Danke und liebe Grüße
Und weiterhin eine so schöne Reise
Nina
Leider sind die zwischenmenschlichen Aktionen wegen der Sprachbarriere und der Reserviertheit der Japaner ziemlich rar. Aber manchmal gibt es sie zum Glück doch. All die Pflanzendeko und die Figürchen vor den Häusern finde ich immer sehr spannend. Und es kann noch so eng sein, irgendwas steht immer.
Das Museum wird ein bisschen dauern, da es da so viel zu den einzelnen Häusern und auch zur Seidenraupenzucht und anderem zu berichten gibt. Ich werde vermutlich erstmal weitere Reiseberichte vorziehen. Wobei, die verschiedenen Hausstile wären schon wichtig für den weiteren Verlauf.
Liebe Grüße, heike
Ich stell mir Japaner als eine Mischung aus Samurai, Zen Mönch und Fließbandarbeiter vor. Mein vormaliger japanischer Kurzzeitnachbar, den ich sehr gemocht habe, passt gut in dieses Klischee.
Könnte ganz gut passen für den männlichen Teil. Der weibliche Teil ist entweder sehr dezent in Kleidung und Habitus oder Kleinmädchen in offenherzigem Gewand. Sehr überspitzt formuliert.
Liebe Grüße, heike
Danke für die Bilderflut!
So besondere zwischenmenschliche Aktionen (wie Guide und Wirt) sind das das Salz in der Suppe. Und so interessant, was die Menschen vor den Häusern haben. Auf Motchis stehen meine Söhne auch, meines ist das nicht so.
Auf das Museum freue ich mich auch
Danke und liebe Grüße
Und weiterhin eine so schöne Reise
Nina
Leider sind die zwischenmenschlichen Aktionen wegen der Sprachbarriere und der Reserviertheit der Japaner ziemlich rar. Aber manchmal gibt es sie zum Glück doch. All die Pflanzendeko und die Figürchen vor den Häusern finde ich immer sehr spannend. Und es kann noch so eng sein, irgendwas steht immer.
Das Museum wird ein bisschen dauern, da es da so viel zu den einzelnen Häusern und auch zur Seidenraupenzucht und anderem zu berichten gibt. Ich werde vermutlich erstmal weitere Reiseberichte vorziehen. Wobei, die verschiedenen Hausstile wären schon wichtig für den weiteren Verlauf.
Liebe Grüße, heike
Ich stell mir Japaner als eine Mischung aus Samurai, Zen Mönch und Fließbandarbeiter vor. Mein vormaliger japanischer Kurzzeitnachbar, den ich sehr gemocht habe, passt gut in dieses Klischee.
Könnte ganz gut passen für den männlichen Teil. Der weibliche Teil ist entweder sehr dezent in Kleidung und Habitus oder Kleinmädchen in offenherzigem Gewand. Sehr überspitzt formuliert.
Liebe Grüße, heike