Vom Zugfahren und Busfahren

Wir haben unsere erste Fahrt dieses Urlaubs mit dem Shinkansen hinter uns. Und es war wie immer und wie erwartet einfach nur zum neidisch werden. Erstens, weil der Nozomi für die Strecke von 366 Kilometern von Tokyo nach Nagoya nur 1 Stunde und 41 Minuten benötigt hat. Die gemessene Höchstgeschwindigkeit waren dann auch 280 km/h, die errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit 217 km/h. Schnell ist er, der Nozomi, und überhaupt der schnellste der verschiedenen Shinkansen. Zweitens war der Zug wie von Japan gewohnt pünktlich. Die Wagennummern stehen an den Barrieren am Bahnsteig angeschrieben, und auch ein genauer Sitzplan ist vorhanden. Man kann also bevor der Zug einfährt bereits genau nachsehen, wo der reservierte Sitz sich befindet und an welcher Tür man sich in der markierten Schlange anstellen muss. Kein Gedrängel. Und es gibt genug Zeit zum einsteigen. Im Zug nur leise Gespräche, wenn überhaupt. Laute Telefonate schon gleich gar nicht. Abklappbare Tische wie im Flugzeug, man kann die zuvor am Bahnhof gekaufte Jause also recht komfortabel verspeisen. Und es gibt viel Beinfreiheit. Bonus war, dass wir die mit Suica-Card absolvierte Fahrt vom Bahnhof Ueno zum Bahnhof Tokyo gutgeschrieben bekommen haben.

Auch ganz fein: Am Tischchen befindet sich eine Übersicht, wo man das nächste WC und den nächsten Mistkübel findet.

Die Suica-Card ist eine Prepaid-Karte. Man lädt Geld auf, und kann dann alles mögliche damit bezahlen. Nicht nur Fahrten des öffentlichen Verkehrs, man kann auch in Supermärkten und Essenskiosken zumindest am Bahnhof und was weiß ich noch damit bezahlen. Bei Bus, U-Bahn, innerstädtische Bahn (ähnlich S-Bahn) hält man beim Betreten des Schrankenbereichs die Karte oder das Handy an das Lesegerät, beim Verlassen wird dann der Fahrpreis abgebucht. Beim letzten Mal hatten wir noch eine physische Karte, diesmal haben wir die Karte am Handy im Wallet. Die Karte haben wir zwar auch dabei, und sie war auch nützlich, denn das aktivieren der Handykarte ging mit der vorhandenen Karte komfortabel von daheim aus. Wie es funktioniert, wenn man die Suica-Card noch nicht hat, kann ich jetzt gar nicht sagen. Vom Flughafen konnten wir also gleich den Monorail mit Suica-Card fahren. Und für die Fahrt vom Hotel in Asakusa bzw. vom Bahnhof Ueno zum Bahnhof Tokyo haben wir die Suica-Card eben auch eingesetzt. Und standen dann im Bahnhof Tokyo im Sperrbereich und haben uns gefragt, ob wir jetzt einmal raus- und mit dem Zugticket wieder rein sollen, damit die Fahrt mit der Suica-Card abgeschlossen ist. Weil uns sonst die Fahrt nach Nagoya ja doppelt verrechnet würde. Die freundliche Dame am Zugangsschranken zum Shinkansen hat uns dann bedeutet, dass wir zuerst das Zugticket durch den Schlitz am Lesegerät schieben sollen, und dann die Suica-Card am oberen Lesegerät auflegen. Und siehe da, die Fahrt von Ueno nach Tokyo wurde im Bezahlverlauf der Karte als kostenlos angezeigt. War also sogar inbegriffen im Zugticket. Sollte jetzt jemand immer nur Bahnhof verstehen, Tokyo hat mehrere Bahnhöfe, Ueno eben, und Harajuku, und Shibuja, und noch so einige mehr. Der Hauptbahnhof heißt dann schlicht Tokyo.

Nicht das beste Foto, aber man bekommt einen Eindruck vom Wagoninneren des Shinkansen. Einziges Manko ist nach wie vor, dass man das Gepäck in die Fächer überkopf hieven muss. Ist bei einem Reisegepäck für 3 Wochen ein kleiner Kraftakt. Da war der langsamere Hida Express entschieden besser ausgestattet, der hatte am Beginn des Wagons zu beiden Seiten große Gepäckfächer.

Soweit so gut. Zugfahrt mit dem Shinkansen erfolgreich absolviert. Wir sind aber inzwischen noch öfter mit dem Zug und diversen Verkehrsmitteln gefahren. Und das war stellenweise schon ein bisschen verwirrend. Ich frage mich die ganze Zeit, wie man sich als nicht der japanischen Sprache und Schriftzeichen mächtiger in Zeiten vor G**gle Maps zurechtgefunden hat. Wenn man mit dem Tool zeitweise schon verwirrt ist. Nagoya war nämlich nur unsere Basis für einen Ausflug in die Umgebung, genauer nach Inoyama. Die Zugstrecke dorthin wird nicht von Japan Rail betrieben, sondern von Meitetsu Limited Express, kurz Meitetsu. Und das ist ein eigener Bahnhof. Der zwar direkt neben dem Bahnhof Nagoya von Japan Rail gelegen ist, und es gibt auch eine unterirdische Verbindung, aber man muss sich eben erst mal zurechtfinden in dem Gewirr. Es ist ja alles wirklich touristenfreundlich auch in Englisch angeschrieben (und im Nagoya Bahnhof von Meitetsu zu unserem Erstaunen zusätzlich auch noch in Spanisch), aber man muss schon wissen, welche Linie und welchen Betreiber man nun wirklich braucht, weil man sonst nicht weiß wo man hin muss. Wir wussten, dass es einen Tagespass hin und retour inklusive Eintritt zur Burg Inoyama gibt, und nach ein bisschen herumirren haben wir auch das richtige Info- und Ticketoffice gefunden und den Pass erstanden. Der freundliche Herr nannte uns den Bahnsteig und meinte dann noch dass wir die grüne Linie brauchen. Und das war gut so. Denn am Bahnsteig gab es markierte Anstellbereiche in 3 verschiedenen Farben nebeneinander und die Züge fuhren im Minutentakt ab. Und jeder Zug hielt mit den Türen genau im markierten Bereich der erforderlichen Farbe. Das nenne ich mal Präzision. Der Zug, in den wir dann einstiegen, war dann außen zwar Türkis markiert, und nicht Dunkelgrün, hatte aber das richtige Kürzel für die grüne Linie (Das ist noch so was das man sich merken sollte, denn in den Bahnhöfen sind bei den Wegweisern oft nur die Kürzel angeschrieben). Und brachte uns auch in etwa eineinhalb Stunden Fahrtzeit nach Inoyama. Und den richtigen Zug für die Rückfahrt am Abend haben wir auch gefunden. Und waren sogar so schlau, nicht gleich den ersten, vollen, zu nehmen, sondern den 3 Minuten später, der über Nagoya noch zum Flughafen fuhr und halbleer war. Dann haben wir uns nochmal in das unterirdische Gewirr am kombinierten Bahnhof Nagoya begeben, erfolgreich auf die Seite von Japan Rail gefunden und dort das Zugticket für den Hida Limited Express nach Takayama erstanden. Dann wieder zurück auf die Seite von Meitetsu, dort zum Busbahnhof und einen Bus Richtung Nagoya Castle bestiegen. Einstieg hinten, Sieca-Card anhalten, Ausstieg vorne beim Fahrer, mit Sieca-Card bezahlen. Soweit so klar. Anderntags haben wir dann einen Stadtbus genommen, da musste man vorne einsteigen und gleich bezahlen, beim Ausstieg hinten wurde die Card nicht mehr benötigt. Wir vermuten, dass der Stadtbus nur eine Zone befährt und deshalb immer gleich kostet und gleich bezahlt wird. Während der erste Bus wohl weitere Zonen über eine längere Strecke befuhr. Die Farbe für den Hida Express hatten wir dafür erstmal nicht registriert und waren dann erstmal auf der Suche nach der richtigen Markierung. Denn es gab am genannten Bahnsteig drei verschiedene Markierungen mit komplett unterschiedlichen Wagonnummern. Zum Glück gibt es in Japan noch genügend freundliches Bahnpersonal, das auch zumeist auf Englisch Auskunft geben kann. Die grüne Markierung war es wieder, und wir mussten noch ein Stück weiter nach vorne. Am Bahnhof also immer genug Zeit einplanen, auch wenn alles wunderbar angeschrieben ist, muss man sich erstmal zurechtfinden.

Während die Japaner in den Öffis und auch sonst ständig die Nase im Handy haben, habe ich die Fahrtzeit nach Inoyama und zurück und auch nach Takayama mit Häkeln verbracht. Der Zug nach Takayama war komfortabler als die S-Bahn (?) nach Inoyama. Und die Gegend durch die wir fuhren landschaftlich sehr reizvoll. Nur fotografieren ließ sie sich schlecht, wie man an den Spiegelungen beim Beitragsfoto oben sehen kann.

Nun sind wir in Takayama, und die Weiterfahrt nach Kanazawa ist mit dem Bus über die Berge mit einem Zwischenstop in Shirakawa-Go geplant. Die Fahrkarte haben wir schon. Noch haben wir aber einen ganzen Tag in Takayama vor uns. Und eigentlich auch noch über Tag 3, 4 und 5 zu berichten. Was eigentlich für diesen Beitrag geplant war. Bis das Öffi fahren sich in den Vordergrund gedrängt hat. Ist ja vielleicht auch ganz interessant.

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