Eine Runde um den Blejsko Jezero

Der Bleder See liegt auf etwa 475 m.i.J. (Meter über Adria, Pegel Triest 1900) am Rande des Pokljuka Plateaus im Nordwesten Sloweniens in der Region Gorenjska (Oberkrain). Am Ostende liegt der namensgebende Luftkurort Bled. Er ist ringsum von großteils bewaldeten Hügeln und Bergen umgeben. Mitten im See eher Richtung Westseite befindet sich mit Blejski Otok eine kleine Insel mit Wallfahrtskirche und Wunschglocke. Nach einem alten Brauch muss ein Bräutigam seine Braut bei der Hochzeit die 99 Stufen der Freitreppe zur Kirche hochtragen. Zur malerischen Kulisse trägt außerdem die auf einem hohen Bergsporn thronende Burg bei. Der See ist bis zu 30m tief, das Wasser ist klar und schimmert stellenweise türkis. Und man kann ihn komplett zu Fuß auf einem etwa 6km langen Fußweg umrunden. Und genau das haben wir an unserem ersten Tag unseres Aufenthalts bei Bled gemacht.

Genau da wo der Punkt markiert sind wir gestartet und haben den See im Uhrzeigersinn umrundet. Denn dort traf unsere kürzeste Fußwegverbindung von unserem Quartier in Selo auf den Rundweg.

Bevor wir mit dem Rundweg um den See starten, steht allerdings erstmal der Besuch der Insel im See an. Es gibt 2 Möglichkeiten zur Insel zu kommen. Entweder mit der Pletna, einem traditionellen Holzboot, das etwa 18 Passagiere fasst und gerudert wird. Oder man rudert selbst. Eine Fahrt mit der Pletna hätte für unsere 6-köpfige Gruppe eine dreistellige Summe gekostet, ein Ruderboot für 6 Personen für 2 Stunden weniger als ein Drittel davon. Außerdem wollte der Neffe rudern. Was er dann auch bravourös hin und auch zurück erledigt hat.

Wir sind früh genug, dass noch genug Auswahl vorhanden ist.
Noch ist es recht still am See. Eine Entenmama macht gerade einen Ausflug mit ihren nicht mehr ganz kleinen Küken.
Auf der Insel Blejski Otok befindet sich die Kirche Mariä Himmelfahrt und ein paar wenige Nebengebäude.
Die uns zugewiesene Anlegestelle ist nicht direkt bei der langen Freitreppe (die ist den Pletna vorbehalten), sondern an der Nordostseite der Insel.
Das Umrunden bis zur Freitreppe gibt uns die Gelegenheit, das klare türkisfarbene Wasser zu bewundern. Und die großen Fische, die sich darin tummeln. Wir tippen auf Waller, sind uns aber ganz und gar nicht sicher.
Die Freitreppe mit 99 Stufen. Die Insel ist ein sehr beliebter Ort zum Heiraten. Schafft der Bräutigam es außerdem, seine Braut die gesamte Freitreppe hochzutragen, bringt das angeblich Glück in der Ehe. Und vermutlich einen Bandscheibenschaden 😉
Einmal um die Kirche, ein Eis essen, und schon machen wir uns wieder an den Abstieg.
Und überlegen, ob man von der Platform im Wald nicht einen wunderbaren Blick über den See haben müsste. Die Dichte an Booten auf dem See nimmt derweil zu.
Das ist so eine Pletna. Wir nehmen allerdings wieder unser Ruderboot, das brav auf uns gewartet hat.

Nach Rückgabe des Ruderbootes starten wir mit unserem Rundgang um den See. Und ich habe einen Plečnik-Moment. Denn die entlang des Weges und im Park der Villa Bled verteilten Leuchten erinnern stark an sein Design. Dass er auch in Bled Spuren hinterlassen hat, habe ich zumindest in Hinblick auf eine Mariensäule bei der Kirche St. Martin gelesen. Und stelle bei der Recherche für diesen Beitrag fest, ja, er hat auch an und um die Villa Bled gewirkt. Zumindest hat er nach 1927 mit der Planung eines Sommerpalastes für den jugoslawischen König Aleksander Karađorđević direkt neben der ehemaligen Villa der Grafen Windischgrätz begonnen. Der Bau des Sommerpalastes wurde zwar begonnen, aber um 1934 wurde kaum mehr als der hohe Unterbau und eine gebogene Steinbrücke für das geplante monumentale Gebäude am Hang errichtet. Nach dem Tod des Königs wurde der Bau 1936 eingestellt und Königin Maria ließ stattdessen die ihr gehörende Villa Windischgrätz, nun Suvubor Manor genannt, abbrechen und begann mit einem Neubau. Den laut dieser Quelle die Deutschen während des 2. Weltkriegs als Hotel fertigstellten. Nach dem Krieg diente es Tito als Sommerresidenz, heute ist die Anlage wieder ein Hotel. Und die Leuchten wurden laut vorgenannter Quelle anscheinend wirklich vom Plečnik-Schüler Vinko Glanz nach einem seiner, Plečniks, Designs errichtet. Derselbe vollendete auch die nun Villa Bled genannte Residenz unter Verwendung vieler Designelemente Plečniks. Und er setzte auf die Säulenfundamente des begonnenen Sommerpalastes unter Verwendung der Pläne für die Empfangshalle einen Teepavillon, Belvedere genannt. (Klickt man sich durch die Fotos unter dem Link, kann man auch die alten Konstruktionspläne anschauen)

Das wussten wir aber erstmal alles nicht, als wir vom Uferweg abwichen und den Schildern zum Belvedere gefolgt sind. Uns interessierte zu diesem Zeitpunkt die zu erwartende Aussicht über den See.

Spätestens bei diesem Anblick jedoch war klar, dass geprüft werden muss, ob Plečnik bei diesem Gebäude seine Finger im Spiel hatte. Leider konnten wir es nicht von innen sehen, obwohl es laut Schild bereits eine Viertelstunde geöffnet haben sollte.
Auch die gebogene Brücke ist ein Relikt aus der Bauzeit. Und ist bei angenehmerem Wetter sicher eine wunderbare Terrasse für das Café.
Der Ausblick jedenfalls war tatsächlich so toll wie erhofft. Und als ganz besonderes Schmankerl konnten wir aus der Ferne beobachten, wie ein Bräutigam seine Braut samt voluminösem Brautkleid alle 99 Stufen die Freitreppe zur Kirche hinauftrug. Und oben mit Jubel empfangen wurde. Die Berge hingegen hüllten sich weiterhin in Wolken, die bekamen wir bis zum letzten Tag nicht anders zu sehen.
Wir allerdings setzen unseren Rundweg um den See fort.
Erfreuen uns an immer wieder anderen Perspektiven von Insel und Burg.
Ein Teil des Rundwegs ist als Holzsteg über dem Wasser angelegt. Dort wo die oberhalb entlang führende Straße wenig Platz für einen Fußweg lässt.
Begegnungen mit Enten
Scheu sind sie wirklich nicht 🙂
Begegnung mit dem Volksglauben
Einen Regenschauer nutzen wir für Kaffee und Strudel und Pinkelpause. Und ich für ein paar mehr Fotos.
Das hätten wir sehen können, wenn wir den stolzen Eintrittspreis von derzeit 17€ pro Person gezahlt hätten. Erschien uns für ein teures Restaurant, einen Souvenirshop und ein kleines, als gerade noch mittelmäßig bewertetes Museum dann doch ein bisschen viel. Die Burg gilt als eine der ältesten Sloweniens, da der spätere Kaiser Heinrich II. zunächst 1004 die Herrschaft Veldes (alte Bezeichnung für Bled) und 1011 dann die Burg dem Bischof von Brixen schenkte. Unter wechselnden Ministerialien, Burggrafen und Verpfändungen blieb sie Jahrhunderte mehr oder weniger in Brixener Hand. Seit 1937 ist sie in stattlichem Besitz. 1511 und in geringerem Ausmaß 1690 wurde die Burg bei Erdbeben beschädigt, die heutige Bausubstanz stammt größtenteils vom Wiederaufbau nach dem ersteren Erdbeben. Die Burgkapelle wurde im 17. Jahrhundert mit Fresken ausgemalt, die hätte mich schon interessiert. Der allgemeine Hunger war allerdings größer, und das Restaurant klang zwar sehr gut, aber ein bisschen außerhalb unseres Budgets.

Also sind wir wieder über eine interessante und steile Stiegenanlage abgestiegen und an der Kirche St. Martin vorbei (natürlich habe ich einen Blick hinein geworfen, Fotos gibt es auch, allerdings im vorherigen Beitrag) nach Bled weiter spaziert. Die Parkanlage am See ist auch sehr nett, aber die Blicke auf Blejski Otok mit der Kirche und die Höhenburg auf ihrem Felssporn waren einfach fotogener.

Vor allem wenn man sie mit Herz anschaut.

Pünktlich zum Abendessen dann ein heftiges Gewitter. Da wurde es draußen unter der Markise dann etwas ungemütlich. Das asiatisch angehauchte Essen war dafür sehr gut. Zum Warten auf ein Ende des Regens gab es dann noch das eine oder andere Getränk.

Auf dem Heimweg wurden wir dann nochmal so richtig nass. Die Abendstimmung entschädigte ein bisschen dafür.

Wasser hatten wir also reichlich an diesem Tag. Und da niwibo im Juli Wasser sucht, passt unser Tag rund um den Blejsko Jezero doch wunderbar zu Nicoles wunderbarer Sammlung. Als Bonus gibt es dann auch nochmal ein Foto vom herrlich türkisen Wasser 🙂

8 Kommentare zu „Eine Runde um den Blejsko Jezero“

  1. Damit wurde eine über fast fünfzig Jahre ruhende Erinnerung geweckt! Was für ein toller Fleck Erde! Meine Nachbarin von damals ist sogar jeden Sommer dorthin gefahren, bis es aus Gesundheitsgründen nicht mehr ging. Dieses türkise Wasser! Dass Inselchen!
    Danke fürs Mitnehmen!
    GLG
    Astrids

    1. Vor 50 Jahren war dieser schöne Fleck vermutlich noch nicht so überlaufen wie heutzutage, wo er bereits slowenisches Hallstatt genannt wird. Aber die vor allem asiatischen Besuchermassen konzentrieren sich auf Insel und Burg, um den See dünnt es dann angenehm aus.
      Liebe Grüße, heike

  2. dieses fleckchen erde ist mit dem ausdruck malerisch bestens bedient! die blicke über den see sind wunderschön und die farbe des wassers lässt mich an kleine mallorquinische buchten denken. bei dieser kleinen wanderung wäre ich gern dabei gewesen!
    liebe grüße von mano

    1. Alle paar Meter erschloss sich wieder eine andere Perspektive, mit Insel und Burg ist die Kulisse aber auch ganz besonders. Und ganz besonders malerisch 😊 Wir haben schon gerätselt, wo dieses Türkis herkommt, stellenweise muss der Untergrund sehr hell sein. Das Wasser ist jedenfalls sehr klar.
      Liebe Grüße, heike

  3. Ist das schön dort, ich nehme auch bitte ein Ruderboot und dann den Rundgang.
    Wie toll, das ist ja genau meins.
    Ich liebe Seeumrundungen.
    Danke fürs Mitnehmen, ich fand es klasse.
    Lieben Gruß
    Nicole

    1. Der Rundgang ist wirklich angenehm, da kaum Berührung mit dem Autoverkehr. Ein paar schöne Flecken habe ich auch noch zum selbst entdecken weggelassen 😉
      Liebe Grüße, heike

  4. Oh, mit dem Ruderboot einen Ausflug beginnend, wie schön. Durfte jeder mal rudern? ☺️
    Das war das wieder ein so schönes Fleckchen Erde. Wasser und Berge und viel alte (etwas neue) Kultur.
    Danke für s Mitnehmen
    Nina

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